Nach Bronze durch Denise Schindler auf der Radrennbahn hofft das Team Deutschland Paralympics nun auf erfolgreiche Straßenwettbewerbe und einen Medaillenregen im Para Radsport. Am Dienstag, 31. August, treten alle zwölf Straßenfahrer im Zeitfahren an, danach folgen die Straßenrennen sowie das Mixed Team Relay der Handbiker.
Alle Wettbewerbe werden auf dem Fuji Speedway ausgetragen. Die acht Kilometer lange Runde für die Zeitfahren und die 2,8 Kilometer lange Runde für das Mixed Team Relay bleiben innerhalb des Motorsportrings, während die Runde für die Straßenrennen auch ein Stück außerhalb des Speedway umfasst und 13,2 Kilometer lang ist. Der Fuji Speedway befindet sich in hügeligem Gelände, dadurch geht es kontinuierlich auf und ab, das einzige Flachstück ist die Zielgerade bzw. die parallel verlaufende Verpflegungszone. Auf dem Motorsportkurs gibt es außerdem Kurven und Schikanen in enger Abfolge.
„Der Kurs ist sehr technisch und absolut Paralympics-würdig“, erklärt Handbiker Vico Merklein. „Du musst schnell Kurven fahren können und den Bremspunkt richtig abpassen. Die höchste Geschwindigkeit bei mir ist 70 km/h auf einer Abfahrt auf eine 90-Grad-Kurve zu – und wenn du da nicht die Kurve kriegst, hängst du in der Mauer. Da kannst du Zeit gewinnen, aber du kannst natürlich auch da das Rennen beenden, wenn du Pech hast.“
Außerdem wird die Hitze eine große Rolle spielen, vor allem für die Handbiker, deren Körper sich dicht über dem Boden befinden: „Die schwerer eingeschränkten Kategorien fahren mit drei, vier km/h um die Kurven, sind aber am Anschlag. Wir wissen alle, wie heiß es hier ist, und wenn du so langsam fährst, drehst du den Backofen quasi auf Ober- und Unterhitze, weil der Asphalt so warm ist“, sagt Merklein.
Die Kombination aus der Hitze und der technisch höchst anspruchsvollen Strecke wird die Zeitfahr-Rennen sehr schwer machen. In den Straßenrennen wird es vermutlich bereits früh eine Selektion geben, und nur die allerstärksten Athletinnen und Athleten werden um die Medaillen mitkämpfen können. „Durch die Kurven bist du stetig gefordert, dass du mit dem Laktat, das du in dir hast, mit Koordination noch hinkriegst, die Kurven ordentlich zu fahren. In der ersten Runde wird das spaßig, da hast du richtig Bock, in der zweiten Runde wird es anstrengend, und in der dritten Runde wird es dann wirklich heftig, weil du so am Anschlag bist, dass du eins und eins nicht mehr zusammenzählen kannst“, meint Merklein mit Blick auf sein Zeitfahren; die Startklasse H3 fährt drei Runden und insgesamt 24 Kilometer.
Den Beginn am 31. August macht Kerstin Brachtendorf in der Klasse C5, der Klasse der Zweiradfahrer mit den geringsten Beeinträchtigungen, danach geht es Schlag auf Schlag. Michael Teuber und Pierre Senska treten in der C1 an, es folgt Denise Schindler im kombinierten Zeitfahren der weiblichen Startklassen C1 bis C3, dann die Handbiker Bernd Jeffré (H4), Vico Merklein (H3), Andrea Eskau (H5, kombiniert mit H4) und Annika Zeyen (H3, kombiniert mit H1 und H2). Nach einer Pause am Mittag sind Matthias Schindler und Steffen Warias in der Klasse C3 an der Reihe, den Abschluss machen die Dreiradfahrerinnen Angelika Dreock-Käser und Jana Majunke.
Am Nachmittag des 1. September folgen die Straßenrennen der Handbiker, am 2. September tritt vormittags Kerstin Brachtendorf im Straßenrennen der Klassen C4 und C5 an. Außerdem wird der Paralympics-Sieger von 2016, Steffen Warias, im kombinierten Rennen der Kategorien C1 bis C3 von Matthias Schindler, Pierre Senska und Michael Teuber unterstützt werden, um seine Goldmedaille möglichst zu verteidigen. Nachmittags steigt das Straßenrennen der Dreiradfahrerinnen, danach das sehr attraktive Mixed Team Relay der Handbiker: Annika Zeyen, Bernd Jeffré und Vico Merklein als Schlussfahrer fahren dreimal je eine Runde und hoffen auf eine Medaille. Den Abschluss bildet am Freitag, 3. September, Denise Schindler. Nachdem sie auf der Radrennbahn die erste Medaille des Team Deutschland Paralympics in Japan gewonnen hat, hofft sie im kombinierten Straßenrennen ebenfalls auf Edelmetall.
Vico Merklein fährt im Zeitfahren voll auf Sieg: „Ich trainiere nicht, um Zweiter zu werden. Das ist meine Lebenseinstellung“, sagt der Berliner. „Wenn ich jeden Tag rausgehe zum Trainieren und schon denke, der zweite Platz ist auch in Ordnung, dann trainiere ich auch so. Was am Schluss rauskommt, das weißt du natürlich nicht. Ich habe mein Bestes abgeliefert über die ganzen letzten fünf Jahre, und wenn ein anderer schneller ist, dann war er stärker, und dann musst du auch hingehen und gratulieren. Aber ich gebe natürlich alles, damit ich die Nase vorn habe.“
Quelle: Lukas Knöfler