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Vom 16. bis zum 24. Oktober finden im türkischen Kemer die Europameisterschaften im Sitzvolleyball statt. Das Herrenteam hat bei der EM wenige Wochen nach den Paralympischen Spielen in Tokio noch einmal die Möglichkeit, sich auf internationaler Bühne zu behaupten. Für das Damenteam, die bei den Paralympics nicht dabei waren, ist die EM ein echtes Highlight, bei dem sich das Team von Cheftrainer Christoph Herzog selbstbewusst und zielstrebig präsentieren will.

Sitzvolleyball Herren jubeln | Foto: Joachim Sielski / DBSWochenlang hat sich das deutschen Damenteam akribisch auf die EM vorbereitet. „Wir haben alle Trainingslager machen können, die wir geplant haben. Wir haben einen straffen Plan erstellt, der grad die Sommermonate intensiver machen sollte, weil da auch das Vereinstraining nicht ganz optimal ist“, berichtet Cheftrainer Christoph Herzog. Für das Team um Kapitänin Ronja Schmölders ging es in der Vorbereitung besonders darum, an den Fehlern der letzten Monate und Jahre zu arbeiten. Auch die Annahmen und Aufschläge standen im Fokus: „Das sind zwei entscheidende Punkte im Sitzvolleyball der Damen, um die Annahmen fehlerfreier zu machen und auch mehr Druck zu entwickeln im Aufschlag. Der Aufschlag ist nun mal die erste Waffe, da haben wir mittlerweile sehr gute Ergebnisse erzielt.“
Herzog hat jedoch nicht nur auf die Verbesserung der spielerischen Fähigkeiten seiner Mannschaft Wert gelegt, auch taktisches Training stellt einen wichtigen Grundpfeiler dar: „Wir haben zuletzt immer mehr das Spielsystem eingeübt, das heißt was wir spielen wollen, wie die Passwege sind oder welche Kombinationsmöglichkeiten wir spielen wollen.“ Dabei ging es darum, kurz vor dem Turnierbeginn den letzten Feinschliff herauszuholen. Wermutstropfen sind jedoch trotz der guten Vorbereitung einige Ausfälle. Immerhin: Die geplante Start-Sechs ist mit dabei, „deswegen bin ich positiver Dinge“, sagt Herzog. „Nur die Wechseloptionen sind leider nicht so da.“

Unabhängig davon sind die Weichen für eine erfolgreiche EM gestellt: „Die Mädels haben sich selbst Ziele gesteckt, das fand ich sehr gut. Das Ziel ist, ins Halbfinale zu kommen“. Ein realistisches Ziel findet Herzog, denn „wir haben eine gute Gruppe erwischt, da muss man ehrlich sein, das ist sehr zum Vorteil. Den starken Gegnerinnen begegnen wir nicht in der Vorrunde.“ Dennoch, auch in der Gruppenphase wird das Team die ein oder andere Nuss knacken müssen. Besonders die Spielerinnen aus Slowenien werden die erste große Herausforderung für die Nationalmannschaft sein: „Da geht es um Platz eins oder zwei in der Gruppe. Das sollte unser Ziel sein, mit diesem Anspruch fahren wir da auch hin. Letztlich wird wohl die Tagesform entscheiden“, sagt Herzog. Deutschland wird in der Gruppenphase außerdem auf Finnland, Kroatien, Türkei und Polen treffen. Zwei Siege aus den sechs Spielen braucht das Team, um ins Viertelfinale einzuziehen. Erst dann wird Deutschland auf Favoriten wie Italien, die Ukraine und Weltmeister Russland treffen.

Fernziel Paris 2024: „Die Mädels sind wahnsinnig zielstrebig“

Die Spielerinnen wollen sich auf internationalem Terrain behaupten und haben auch schon die nächsten sportlichen Höhepunkte im Blick: „Wir wollen bei der EM unter die ersten Vier kommen, um eine Berechtigung für die WM im nächsten Jahr zu bekommen.“ Das sei auch wichtig mit Blick auf die Weltranglistenpunkte, bei denen das deutsche Team etwas im Rückstand sei durch die verpasste WM vor drei Jahren, erklärt der 38-jährige Cheftrainer. Mit einer erfolgreichen EM kann das Team die Grundpfeiler für die nächsten Jahre setzen. Fest im Blick sind dabei auch jetzt schon die Paralympischen Spiele 2024 in Paris. Herzog weiß aber: „Es wird einfach schwer.“ Denn nur sieben Teams können sich qualifizieren. Die Ruhe verliert der ehemalige Sitzvolleyball-Nationalspieler dennoch nicht, seine Devise: „Step bei Step weiterentwickeln und die Mädels zusammenhalten.“ Der Cheftrainer kann dabei auch auf den Rückenwind der Paralympischen Spiele in Tokio hoffen, für die sich das Team zwar nicht qualifiziert hatte aber, „traurig war beim Zuschauen niemand, die Vorfreude auf Paris hat die meisten noch mehr motiviert.“
Durch hartes Training, Durchhaltevermögen und dem Willen der Mannschaft hat das Team von Christoph Herzog die richtigen Voraussetzungen, um bei der EM in der Türkei und auch in der weiteren Zukunft erfolgreich zu sein: „Die Mädels sind wahnsinnig zielstrebig und wollen extrem viel. Die sind so selbstständig und so getrieben, endlich was zu erreichen, das ist toll. Das macht auch Spaß, das als Trainer zu erleben.“
 
Drittes Highlight für die Herren in weniger als fünf Monaten

Hinter den Sitzvolleyball-Herren liegt ein ereignisreiches und anstrengendes Jahr, in dem alles Schlag auf Schlag ging: Qualifikationsturnier für die Paralympics in Duisburg, die Spiele in Tokio und jetzt steht mit der EM ein weiteres wichtiges Turnier für das Team von Bundestrainer Michael Merten an: „Es ist schon eine spezielle Situation. Wir sind sicher total motiviert, aber der emotionale Höhepunkt liegt in diesem Jahr bereits hinter uns.“ Die Zielsetzung der Mannschaft ist dennoch klar: „Wir wollen schon oben mitspielen.“
Bei der EM in Budapest 2019 haben sich die deutschen Sitzvolleyballer die Bronzemedaille gesichert. Mindestens genauso gut soll das Ergebnis auch bei dieser EM werden: „Wir wollen gerne wieder unter die Top drei“, betont Merten. So lautet das Motto für diese Europameisterschaft: Noch einmal alle Kräfte mobilisieren und angreifen.
 
Der Weg dahin erscheint machbar, doch einfach wird es nicht. Schließlich war auch die Vorbereitung auf die EM in der Türkei nur kurz. Vor wenigen Wochen erst haben die Spieler bei den Paralympics in Tokio den sechsten Platz belegt, schon steht das nächste Turnier vor der Tür. Gleich beim ersten Gruppenspiel am 17. Oktober trifft die Mannschaft um Kapitän Stefan Hähnlein auf Serbien und damit auf den stärksten Gegner der Gruppe. Michael Merten: „Das ist eine Mannschaft, die wird von Jahr zu Jahr besser wird und sehr viel aus ihren Möglichkeiten macht – strategisch gut, sehr strukturiert und arbeiten als Mannschaft richtig gut zusammen.“ Trotz aller Schwärmereien: Mertens Zielsetzung für sein Team ist selbstsicher und klar: „Natürlich wollen wir sie besiegen und wir haben auch die spielerischen Möglichkeiten dazu.“ Zwischen Serbien und Deutschland dürfte es einen Kampf um den Gruppensieg geben, das erste Spiel könnte also bereits wichtige Grundlagen für das Turnier schaffen. Die weiteren Gegner sind Frankreich und Gastgeber Türkei.
 
Ebenfalls einen Sieg wollen auch die Favoriten Russland, Bosnien-Herzegowina, Kroatien und die Ukraine. Auf Kroatien könnte Deutschland bereits im Viertelfinale treffen, dort muss das Team dann zeigen, dass es trotz des anstrengenden Jahres bereit ist, bei dieser EM um Medaillen zu kämpfen. Aus zeitlichen Gründen muss Merten allerdings auf Spieler verzichten, die bei den Paralympischen Spielen im Kader waren. Der volle Terminkalender stellt einige vor zeitliche Probleme, denn um bei den Turnieren dabei sein können, müssen sich die Spieler, die einem Vollzeitjob nachgehen, in aller Regel Urlaub nehmen. „Das wertvollste Gut, das ich habe, sind die Urlaubstage und die Zeit meiner Spieler“, sagt der 52-Jährige. „Die Schneiden sich jeden Urlaubstag aus den Rippen, das ist eine große Doppelbelastung.“
 
Das anstrengende Jahr und die zeitlichen Umstände soll dem Medaillenziel nicht im Wege stehen. Damit das gelingt, hat die Mannschaft frischen Wind mit im Gepäck. Vier Spieler, die in Tokio nicht dabei waren, hat Bundestrainer Michael Merten nominiert. Einer davon ist Magnus Fischer, der bis zum Ende der Nominierungsphase für Tokio in den Startlöchern stand, doch am Ende hat es für ihn knapp nicht gereicht. Eine harte Entscheidung. „Das war die bitterste Situation bei einer Nominierung, seitdem ich Bundestrainer der Sitzvolleyballer bin“, sagt Merten. Bei der EM ist der Industriekaufmann aus Bückeburg nun dabei, soll eine spielerisch wichtige Rolle für das Team einnehmen – und will diese Chance natürlich nutzen.
 
Die deutschen Sitzvolleyball-Nationalmannschaften für die EM in der Türkei:
Damen: Anne-Kathrin Berndt (34, Halle (Saale), BTS Neustadt Bremen), Daniela Cierpka (30, Magdeburg, HSV Medizin Magdeburg) , Marlies Dreblow (59, Großenhain, SC Potsdam), Tanja Anna- Marie Kosse (30, Leipzig, Leipziger BRS), Michelle Schiffler (38, Lake Wales (USA), Leipziger BRS), Ronja Schmölders (27, Düsseldorf, TSV Bayer 04 Leverkusen), Sonja Scholten (33, Waldbröl, TSV Bayer 04 Leverkusen), Lena Talabudziow (19, Bernau, Leipziger BRS) 

Herren: Dominik Albrecht (34, Bocholt, TSV Bayer 04 Leverkusen), Torben Schiewe (36, Celle, MTV Eintracht Celle), Jürgen Schrapp (47, Illertissen, TSV Bayer 04 Leverkusen), Alexander Schiffler (39, Dresden, Dresdener SC), Fabian Coenen (27, Speyer, Anpfiff Hoffenheim e.V.), Heiko Wiesenthal (46, Mayen, Turnverein 1890 Güls e.V.), Francis Tonleu (44, Akonolinga (Kamerun), BSG Emmelshausen), Magnus Fischer (30, Bückeburg,  Anpfiff Hoffenheim e.V.), Sacha Starke (33, Potsdam, SC Potsdam), Martin Vogel (49, Sao Paulo,  TG Nürtingen), Stefan Hähnlein (31, Berlin, TSV Bayer 04 Leverkusen), Torben Schmidtke (32, Schwerin, SC Potsdam)


Quelle: Annika Kollenbroich

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