Die deutschen Rollstuhlbasketball-Teams der Damen und Herren sind am Donnerstag in der spanischen Hauptstadt Madrid gelandet. Vom 4.-12. Dezember finden dort die Europameisterschaften statt. Im Fokus steht die Qualifikation für die WM in Dubai im kommenden Jahr - doch den deutschen Teams ist auch mehr zuzutrauen.
Die Paralympics-Siegerinnen aus den Niederlanden zum Auftakt, dann die Gastgeberinnen aus Spanien, die Türkei, Frankreich und Großbritannien: Für die deutschen Damen um Neu-Bundestrainer Dirk Paßiwan heißt es in der Vorrunde, sich einmal mit allen Teams zu messen, bevor es in die K.O.-Spiele gehen würde.
Paßiwan nimmt dabei acht Spielerinnen mit nach Madrid, die bei den Paralympics in Tokio Platz vier belegt hatten. Neben Lisa Bergenthal, Annabel Breuer, Lena Knippelmeyer, Katharina Lang, Maya Lindholm, Svenja Mayer, Anne Patzwald und Catharina Weiß ist auch Svenja Erni im Kader, die bei der EM 2019 schon beim Bronzemedaillengewinn das Trikot der A-Nationalmannschaft trug. Neu im Team sind außer Erni noch Amanda Fanariotis, Valeska Finger sowie Vanessa Erskine, die 2016 mit den USA die Paralympics gewinnen konnte und mittlerweile die deutsche Staatsbürgerschaft hat. Für Johanna Welin-Ryklin, Laura Fürst und Barbara Groß bedeuteten die Spiele in Japan das Karriereende im Nationalteam, Mareike Miller fehlt verletzungsbedingt auf dem Feld, assistiert Paßiwan in Madrid aber ebenso wie Co-Trainer Ralf Neumann.
„Wir sind froh, mit den zwölf Spielerinnen die EM anzugehen und freuen uns, dass wir eine schlagkräftige Mannschaft haben, um uns dort gut zu präsentieren und mit einem neuen, jungen Team frischen Wind reinzubringen“, sagte Paßiwan, für dessen Mannschaft Platz vier zur WM-Qualifikation für Dubai 2022 reichen würde: „Wir befinden uns ein bisschen im Umbruch und langfristig ist das Ziel, wieder eine starke Nationalmannschaft aufzubauen.“
Um die Spielerinnen zusammenzubringen, hatte Paßiwan zur Vorbereitung in Lobbach nur vier Tage Zeit: „Auch wenn es kurz war, können wir sehr zufrieden sein. Die gute Stimmung war schön anzusehen. Wir haben uns spielerisch gesteigert, konnten einige Rollen neu verteilen und waren sehr zufrieden, wie die Spielerinnen Verantwortung übernommen haben. Die Spielidee haben sie umgesetzt und ich bin frohen Mutes, dass wir mit einem guten Gefühl nach Madrid reisen können. Wir wollen füreinander kämpfen, die neuen Aufgaben annehmen und uns von Spiel zu Spiel als Team verbessern.“
Das Team der Damen für die Europameisterschaften in Madrid:
Anne Patzwald (BG Baskets Hamburg/1), Catharina Weiß (RSV Lahn-Dill/1), Vanessa Erskine (Hannover United/1), Annabel Breuer (-/1,5), Valeska Finger (Doneck Dolphins Trier/2,5), Maya Lindholm (BG Baskets Hamburg/2,5), Svenja Mayer (Rhine River Rhinos/2,5), Lisa Bergenthal (RBC Köln 99ers/3,5), Svenja Erni (BBU’01/3,5), Amanda Fanariotis (RSKV Tübingen/4,5), Lena Knippelmeyer (BBC Münsterland/4,5), Katharina Lang (ING Skywheelers/4,5).
Bundestrainer der Herren Nicolai Zeltinger wird mit zehn Spielern des stark aufspielenden Paralympics-Teams in Tokio, das am Ende Platz sieben belegte, in Spaniens Hauptstadt starten. Das deutsche Team spielt in der EM-Vorrunde gegen Litauen, Frankreich, Polen, die Schweiz und Spanien.
Die EM gilt gleichzeitig auch als Qualifikations-Turnier für die Weltmeisterschaft im November 2022 in Dubai, Platz fünf wäre das WM-Ticket, deshalb ist Bundestrainer Nicolai Zeltinger froh, auf den Großteil der Paralympioniken zurückgreifen zu können. „Wir wollen wegen der kurzen Vorbereitungszeit nicht allzu viel verändern, sondern nur an kleinen Schrauben drehen“, sagt Zeltinger, der aber zwei Schlüsselspieler ersetzen muss. André Bienek beendete nach den Paralympics seine große Karriere, Nico Dreimüller wird aufgrund seines bevorstehenden ersten Staatsexamens nicht dabei sein. „Ich hatte hierzu einige Gespräche mit Nico und kann seine Beweggründe, die er natürlich auch in vielerlei Hinsicht bedauert, nachvollziehen und respektiere diese. Dies bedeutet für uns alle, Verantwortung weiter zu verteilen und zu schultern. Ich bin mir sehr sicher, dass uns das gelingen wird“, sagt Zeltinger, der mit Alexander Budde und Oliver Jantz aber zwei vertraute, junge Spieler mit nach Madrid nimmt. Budde war 2019 bei der EM dabei, Jantz 2017 beim Gewinn der Bronzemedaille.
Damit sind von Hannover United insgesamt fünf Spieler im EM-Kader: Neben den beiden Rückkehrern auch Jan Sadler, Jan Haller und Tobias Hell. Aliaksandr Halouski und Jens Eike Albrecht sind vom deutschen Meister RSB Thuringia Bulls nominiert, Thomas Böhme und Christopher Huber hatten dieses Jahr mit dem RSV Lahn-Dill den Champions Cup gewonnen. Zudem werden Phillip Schorp vom BBC Münsterland, Matthias Güntner von den Rhine River Rhinos und Joe Bestwick von den RBC Köln 99ers das deutsche Trikot tragen. Paul Bowes, Trainer der Rhine River Rhinos, wird das Team als Co-Trainer verstärken, nachdem das in Tokio coronabedingt nicht möglich war.
Nach einer guten Vorbereitungswoche in Großwallstadt mit Testspiel-Siegen gegen die Türkei und die Niederlande in Köln sieht Zeltinger sein Team gut gerüstet: „Es war erfreulich zu sehen, das trotz der kurzen Pause nach Tokio die Spieler weiterhin ein großes Vertrauen untereinander sowie viel Spaß miteinander hatten. Es ist eine Herausforderung, die Mannschaft innerhalb einer Woche auf die EM einzustimmen. In den drei Tests konnten wir uns von Spiel zu Spiel verbessern und freuen uns jetzt auf die EM.“
Das Team der Herren für die Europameisterschaften in Madrid:
Tobias Hell (Hannover United/1), Christopher Huber (-/1), Phillip Schorp (BBC Münsterland/1), Oliver Jantz (Hannover United/2), Jan Haller (Hannover United/2), Jens Eike Albrecht (RSB Thuringia Bulls/3), Thomas Böhme (RSV Lahn-Dill/3), Jan Sadler (Hannover United/3), Alexander Budde (Hannover United/3,5), Joe Bestwick (RBC Köln 99ers/4,5), Matthias Güntner (Rhine River Rhinos/4,5), Aliaksandr Halouski (RSB Thuringia Bulls/4,5).
Quelle: Nico Feißt