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Monoskifahrerin Anna-Lena Forster schnappt sich im Slalom Titel Nummer vier bei der Para Schneesport-WM in Lillehammer, Teamkollegin Anna-Maria Rieder und Anja Wicker im Langlauf-Klassik-Sprint verfehlen die Medaillen an einem Tag, an dem es viele knappe Entscheidungen gab. Die Para Snowboarder scheiden im Team-Event im Viertelfinale aus.

„Es ist gigantisch, ich freue mich wirklich sehr, dass ich es im Slalom geschafft habe“, sagte eine jubelnde Anna-Lena Forster im Zielbereich. In der Abfahrt, im Super-G und in der Super-Kombination hatte die Dominatorin von Hafjell bereits gesiegt, im Riesenslalom am Donnerstag war sie dann kurz vor Schluss mit großem Vorsprung an einem Tor hängen geblieben und gestürzt – ein Rückschlag. Doch im Slalom war Forster von Anfang bis Ende fokussiert und ließ ihrer Konkurrenz in beiden Läufen keine Chance. Fahrtechnisch blieb in den Augen der zweimaligen Paralympics-Siegerin von PyeongChang 2018 aber noch Luft nach oben: „Mit meiner Performance bin ich nicht ganz so zufrieden, aber es hat gereicht und ich freue mich über die Goldmedaille. Die wollte ich unbedingt verteidigen und das habe ich geschafft!“

Im neuen Parallel-Slalom am morgigen Sonntag möchte Forster nun befreit starten – zumal niemand so richtig weiß, was möglich sein wird im Vergleich mit den anderen Klassen: „Jetzt habe ich einfach Bock auf das Parallel-Event, ich will einfach Spaß haben und bin gespannt, was man da erreichen kann.“
 
Anna-Maria Rieder fällt von Rang drei auf den vierten Platz zurück
 
Anna-Maria Rieder, die in der Super-Kombination von Lillehammer noch die Arme im Ziel hochgerissen hatte und sich über Bronze freuen durfte, schlug dieses Mal bitter enttäuscht die Hände über dem Kopf zusammen. Nach der drittbesten Zeit im ersten Durchgang fuhr im zweiten Lauf die Kanadierin Michaela Gosselin vor die 21-jährige Deutsche, die dadurch um 0,58 Sekunden ihre zweite Bronze-Medaille in Norwegen verpasste.

Andrea Rothfuss wurde in der stehenden Klasse Siebte: „Im ersten Lauf war ich ein bisschen träge und bin echt schwer ins Rennen gekommen. Ich konnte mich aber im zweiten Lauf wieder fokussieren und flinker bewegen. Ganz zufrieden bin ich nicht, weil ich weiß, da geht mehr, aber es zeigt mir, dass die Beine noch genug Kraft haben, um im Parallel-Slalom Vollgas zu geben.“
 
Noemi Ristau auf Platz fünf, Luisa Grube fährt erstes WM-Ergebnis ein
 
In der Klasse der sehbehinderten Skifahrerinnen war Noemi Ristau mit Guide Paula Brenzel die beste Deutsche. Die 30-Jährige, die nach einem Kreuzbandriss Ende September mit Platz sechs im Riesenslalom am Donnerstag ihr Comeback auf großer Bühne gegeben hatte, fuhr auf Platz fünf. „Im Slalom habe ich mehr von mir erwartet, da es im Training schon viel, viel besser gelaufen ist“, sagte Ristau, die 2017 mit WM-Bronze ihre bisher einzige WM-Medaille gefeiert hatte: „Ich bin nicht ganz zufrieden, weil ich nicht das gezeigt habe, was ich kann. Aber das ist im Rennen eine andere Situation und ich werde weiter mein Bestes geben.“

Die 20 Jahre junge Luisa Grube, die bei ihrem WM-Debüt im Riesenslalom nach einem Sturz nicht ins Ziel gekommen war, konnte mit Guide Luca Traichel mit Platz elf im Slalom gut leben: „Ich war einfach richtig happy, dass ich im Ziel war nach meinem Riesenslalom vor zwei Tagen. Im zweiten Lauf war es dann noch mal richtig gut, deshalb bin ich glücklich mit meiner Leistung.“

Isabell Thal, Zehnte im Riesenslalom, kam mit ihrem Guide Maximilian Körner nicht in den zweiten Durchgang: „Ich bin ein bisschen enttäuscht, dass ich eingefädelt habe, weil es bis dahin echt gut lief. Es war zwar schwer von den Bedingungen, aber ich habe mich durchgekämpft, deshalb ärgert es mich umso mehr“, sagte die 22-Jährige: „Aber jetzt freue ich mich auf das Parallel-Event morgen.“

 

Para Ski nordisch: Um eine Hundertstel geschlagen

Bei der WM in Lillehammer wird Anja Wicker Sechste im Langlauf-Sprint. Im Halbfinale ist sie eine Hundertstelsekunde schneller als ihre Teamkollegin Merle Menje, die deshalb ausscheidet. Marco Maier scheitert in seinem Semifinale genauso dramatisch.
 
Marco Maier versuchte alles aus sich herauszuholen, doch es sollte um eine Winzigkeit nicht reichen. Der Norweger Kjartan Haugen schob sich auf der Zielgerade am couragiert auftretenden 22-jährigen Allgäuer vorbei, der den Finaleinzug im Klassik-Sprint bei den Männern stehend schon vor Augen hatte und ihn als Halbfinal-Vierter auf denkbar bitterste Weise verpasste.
 
Der „alte Hase“ Haugen, wie ihn der deutsche Bundestrainer Ralf Rombach nannte, ist nicht irgendwer. Bei den Paralympics 2002 in Salt Lake City gewann er Gold im Klassik-Langlauf über fünf Kilometer. „Er hat auf den letzten Metern seine ganze Routine ausgespielt“, sagte Rombach. Marco Maier nahm es sportlich. „Ich bin technisch am Ende etwas zerfallen. Das hat mich Zeit gekostet. Alles in allem bin ich zufrieden“, sagte er.
 
Zehn Minuten vor dem Duell Haugen/Maier hatten zwei weitere Deutsche eine ähnlich knifflige Situation erlebt. Erst das Fotofinish entschied im zweiten Halbfinale bei den Frauen sitzend, wer ins Finale einziehen würde. Anja Wickers Skispitzen schlitterten um eine Hundertstelsekunde früher ins Ziel als die der 17-jährigen WM-Debütantin Merle Menje. „Ich habe alles gegeben. Natürlich tut es weh, wenn es so knapp ist, aber ich freue mich wahnsinnig für Anja“, sagte die hauchdünn Geschlagene. 
 
„Das Fotofinish wäre schöner gewesen, wenn nur eine vor uns gewesen wäre und wir beide ins Finale hätten einziehen können“, sagte Wicker. Im besagten anschließenden Finale, das Oksana Masters (USA) vor Valiantsina Shyts (Belarus) und Natalia Kocherova (Russian Paralympic Committee) gewann, fehlte ihr die Kraft für eine vordere Platzierung, was die 30-Jährige aber nicht grämte. Im Gegenteil: „Es hat total Spaß gemacht. Ich beende die WM mit einem guten Gefühl.“ Merle Menje äußerte sich ähnlich – zurecht, wie der Bundestrainer bestätigte. „Sie hätte es verdient gehabt, ins Finale zu kommen“, sagte Ralf Rombach. „Merle darf viel Selbstvertrauen aus Lillehammer mitnehmen.“ 
 
Die weiteren deutschen Starterinnen und Starter am Samstag konnten nicht ins Rennen um die Finalplätze eingreifen. Martin Fleig beendete sein Halbfinale bei den Männern sitzend als Fünfter, Linn Kazmaier verpasste bei den Frauen mit Sehbeeinträchtigung mit ihrem Guide Florian Baumann als Neunte im Prolog das Halbfinale nur knapp um 1,7 Sekunden hinter der zu diesem Zeitpunkt noch aktuellen Weltmeisterin Carina Edlinger (Österreich). Nico Messinger wurde mit seinem Guide Robin Wunderle bei den Männern mit Sehbeeinträchtigung Elfter der Qualifikation, Alexander Ehler bei den Männern stehend 14.

 

Para Snowboard: Viertelfinal-Aus für im Team-Event

Die deutschen Para Snowboarder trafen im Team-Event, das im Snowboard Cross ausgetragen wurde, im Viertelfinale auf die USA und Südkorea. Matthias Keller, der im Dual Banked Slalom und im Snowboard Cross jeweils knapp in der Qualifikation gescheitert war, erwischte dabei einen starken Beginn für das deutsche Team. Mit dem US-amerikanischen Cross-Bronzemedaillengewinner Evan Strong hielt er gut mit und wurde Zweiter. „Das war ein geiler Heat, er war da bedeutend schneller und konnte Südkorea hinter sich lassen“, sagte Cheftrainer André Stötzer stolz.

Doch weil die maximale Zeitstrafe drei Sekunden betrug, musste Christian Schmiedt, der es als einziger deutscher Para Snowboarder jeweils in die Finals geschafft hatte, zeitgleich mit seinem weniger eingeschränkten südkoreanischen Konkurrenten auf die Strecke, die USA waren da schon enteilt. Mit Platz drei im Viertelfinal-Lauf war für das deutsche Team dann Schluss – in der Gesamtwertung bedeutete das Rang zehn.

„Ich bin zufrieden mit unserem ersten Team-Event überhaupt und ziehe auch von unserer ersten WM ein positives Resümee“, sagte der deutsche Cheftrainer: „Es war für uns alle ein großer Erfahrungsgewinn in Richtung Paralympics. Alle Nationen außer China waren dabei, deshalb wissen wir nun besser, wo wir stehen und woran wir genau arbeiten müssen, um in Peking noch besser abliefern zu können.“
 

Nach zehn Wettkampf-Tagen bei der Para Schneesport-WM hat das deutsche Team fünf Gold- und zwei Bronzemedaillen. Bereits am Donnerstag hatte Anja Wicker auf der Langlauf-Mitteldistanz überraschend Rang drei belegt. Am Freitag gewann Anna-Lena Forster Gold in der Abfahrt. Am Samstag wurden Wicker im Biathlon-Sprint und Forster im Super-G Weltmeisterinnen. Am Montag holte Forster in der Super-Kombination ihr drittes Gold, Teamkollegin Anna-Maria Rieder Bronze. Am morgigen Sonntag, dem letzten Wettkampftag der WM, wartet im Para Ski alpin der Parallel-Slalom und im Para Ski nordisch die Staffel-Rennen auf die Athletinnen und Athleten.
 
Die Para Schneesport-WM in Lillehammer ist die erste zusammengelegte Weltmeisterschaft mit den Sportarten Para Ski alpin, Para Ski nordisch und Para Snowboard. 30 Athletinnen und Athleten aus Deutschland kämpfen vom 13. bis 23. Januar 2022 um die Medaillen.

Quelle: Nico Feißt & Ben Schieler

 
Kader Para Ski alpin:
Noemi Ristau (30, Großostheim, SSG Blista Marburg), Paula Brenzel (22, Bad Hersfeld, Ski Gemeinschaft Kreis Rotenburg), Andrea Rothfuss (32, Freudenstadt, VSG Mitteltal), Anna-Lena Forster (26, Singen, BRSV Radolfzell), Anna-Maria Rieder (21, Garmisch-Partenkirchen, RSV Murnau), Christoph Glötzner (18, Neumarkt in der Oberpfalz, RBA im ASV 1860 Neumarkt), Leander Kress (20, Friedberg, TSV Friedberg), Luisa Grube (20, Göttingen, SSG Blista Marburg), Luca Traichel (16, München, SC Garmisch), Isabell Thal (22, TSV Kareth-Lappersdorf), Maximilian Körner (30, Garmisch-Partenkirchen, SC Partenkirchen).
 
Kader Para Ski nordisch:
Alexander Ehler (52, Leninogorsk (Kasachstan), SV Kirchzarten), Martin Fleig (32, Freiburg, Ring der Körperbehinderten Freiburg), Patrik Fogarasi (46, Dresden, SV Kirchzarten & WSC Oberwiesenthal), Florian Grimm (37, Kempten, SSV Niedersonthofen), Valentin Haag (21, Kirchzarten, SV Kirchzarten), Vivian Hösch (30, Freiburg, SV Kirchzarten), Marco Maier (22, Oberstdorf, SV Kirchzarten), Merle Menje (17, Mainz, StTV Singen), Nico Messinger (27, Freiburg, Ring der Körperbehinderten Freiburg), Johanna Recktenwald (20, St. Wendel, Biathlon Team Saarland), Pirmin Strecker (19, Kirchzarten, SV Kirchzarten), Leonie Walter (17, Freiburg, SC St. Peter), Anja Wicker (30, Stuttgart, MTV Stuttgart), Robin Wunderle (23, Freiburg, SC Todtnau), Linn Kazmaier (15, Oberlenningen, SZ Römerstein), Florian Baumann (20, Beuren, SZ Uhingen).
 
Kader Para Snowboard:
Christian Schmiedt (32, Backnang, SV Germering), Matthias Keller (40, Sigmaringen), Manuel Ness (31, Ochsenhausen, SV Germering).

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