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Fahnenträgerin, Top-Favoritin und am Ende wieder Medaillensammlerin: Anna-Lena Forster war das deutsche Gesicht der Winter-Paralympics in Peking. Mit zwei Mal Gold in der Super-Kombination und im Slalom sowie jeweils Silber in Abfahrt und Super-G gewann die 26-jährige Freiburgerin vier Medaillen – teils mit emotionalen Rennverläufen wie in der Kombi, als sie mehr als sechs Sekunden im zweiten Durchgang aufholen konnte. Seit ihrer Rückkehr nach Deutschland ist sie zwischen ZDF Sportstudio, Presseterminen und Empfängen unterwegs. Für uns findet sie einen ruhigen Moment im heimischen Radolfzell bei ihren Eltern.

Anna-Lena Forster, wir können Ihnen nach den ganzen Interviews der vergangenen Tage vermutlich keine neue Frage mehr stellen. Deshalb: Was würden Sie sich selbst fragen?
Forster (lacht): Hattest Du Spaß? Kein Mensch hat mich gefragt, ob ich Spaß hatte. Und dann sage ich: Auf jeden Fall! Es war eine coole Zeit, auch ganz unabhängig von Medaillen und Erfolgen. Wir haben eine coole Teamleistung und einen guten Teamspirit gezeigt, uns gegenseitig besucht bei Wettkämpfen und angefeuert. Das war super viel wert.
 
Was bedeutet Ihnen Monoski fahren?
Freiheit auf dem Schnee. Mit dem Rollstuhl ist es nicht so cool, da kommt man nicht voran. Auf Ski kann man alle Strecken fahren und überall hinkommen, sogar an solche Orte, wo manche Menschen ohne Behinderung nicht hinkönnen.
 
Fragen Sie sich manchmal, warum das nicht mehr Frauen auf der Welt machen? Österreich, Schweiz, Deutschland: Aus den großen Ski-Nationen gibt es aktuell nur Sie – fehlt da vielleicht auch der Mut, mit über 100 Sachen den Hang hinunterzufahren?
Ich frage mich auch, warum es hierzulande niemanden mehr gibt, der das auf dieser Ebene betreiben will. Vielleicht ist es nicht die klassische Sportart, die sich eine Rollstuhlfahrerin aussucht. Finanziell ist Ski alpin natürlich nicht so günstig, die Sportart bedeutet schon auch einen größeren Aufwand und kostet viel Zeit. Irgendwann muss man sich entscheiden: Will ich die Zeit investieren oder nicht? Ich kann nur raten: Einfach mal machen und ausprobieren. Es gibt viele Möglichkeiten, um selbst aktiv zu werden. In Bayern gibt es bspw. einige Anlaufstellen, an denen Monoski-Kurse angeboten werden.
 
In Sotschi waren Sie das Küken, in PyeongChang die Herausforderin, jetzt die Favoritin: Haben Sie im Team dadurch eine neue Rolle gespürt?
Das Team dieses Mal war eigentlich komplett anders. Die alten Hasen sind nicht mehr dabei, stattdessen junge Nachwuchsleute, die anfangs nicht wussten, wie es läuft. Für uns war es beispielsweise immer selbstverständlich, zur Siegerehrung der Teamkolleginnen zu gehen, das mussten wir ihnen zeigen, wie man das vor Ort macht.
 
2014 waren laut eigener Aussage ihre entspanntesten Spiele, weil niemand etwas von Ihnen wissen wollte. Waren das jetzt dann die stressigsten?
Ich habe es mir ehrlich gesagt schlimmer vorgestellt. Währenddessen war es eher entspannt. PyeongChang war von der Nervosität her anstrengender, da hatte ich das Ziel, Gold zu gewinnen mit Anna Schaffelhuber als Konkurrentin im eigenen Team. Dieses Mal wusste ich von PyeongChang, was nach den Erfolgen alles auf mich zukommt.
 
Sie sind im Januar in Abwesenheit vieler Konkurrentinnen vierfache Weltmeisterin in Lillehammer geworden, im fünften Rennen sind Sie mit großem Vorsprung gestürzt. Wie sind Sie mit dem Erwartungsdruck fertig geworden, gerade auch rund um den Gedanken: Fünf Goldmedaillen sollten es schon werden?
Ich habe viel mit meiner Mentaltrainerin Zsuzsanna Zimanyi am Olympiastützpunkt in Freiburg gesprochen. Es gab Tage, da wusste ich nicht mehr, zu was ich ja oder nein sagen sollte. Dann habe ich mich ausgeheult, das musste auch sein. Sie hat mir gesagt, ich solle bis zum Ende durchdenken, was passiert, wenn ich nicht abliefere, was ich erwarte. Das Leben geht auch so weiter, die Menschen haben mich trotzdem lieb, ob mit Medaillen oder ohne.
 
Und haben die Medaillen etwas geändert?
Ne, tatsächlich nichts. PyeongChang war krasser, daher kannte ich die Situation jetzt, in der Öffentlichkeit zu stehen. Die Leute sind alle super begeistert. Nach PyeongChang habe ich den Trubel gefeiert, jetzt freue ich mich auf eine entspanntere Zeit. Ich bin wie eine Oma geworden und denke: Es reicht jetzt, ich bin dann mal weg. Im Mai geht’s in den Urlaub.
 
Wie sieht das dann im Hause Forster aus?
Entspannen, die Wärme genießen. Wahrscheinlich geht’s mit meiner Familie nach Portugal.

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