Bei den Para Triathlon-Europameisterschaften im polnischen Olsztyn hat Martin Schulz seinen zehnten Europameistertitel in Folge gewonnen. Elke van Engelen holte trotz widriger Wetterbedingungen mit Bronze die erhoffte zweite Medaille für die deutsche Mannschaft, die zum Saisonauftakt mit gleich mehreren Problemen konfrontiert wurde.
15 Grad Wassertemperatur, sieben Grad Außentemperatur, dazu Wind und kräftige Regenschauer – die Bedingungen rund um den Start bei den Europameisterschaften waren für die Para Triathlet*innen alles andere als optimal. Doch der zweimalige Paralympics-Sieger Martin Schulz bewies einmal mehr, warum er zu den Besten seiner Sportart gehört: Auch das schlechte Wetter hinderte den 32-Jährigen nicht daran, sich zum zehnten Mal in Serie den Europameister-Titel im Para Triathlon zu sichern. Schulz setzte sich am Samstag in seiner Startklasse PTS5 in 46:11 Minuten deutlich mit einer guten Minute Vorsprung auf die beiden Briten Michael Salisbury (47:13) und Georg Erbsengut (47:32) durch.
„Das ist ein toller Erfolg und angesichts der Umstände gar nicht hoch genug einzuordnen“, sagte Bundestrainer Tom Kosmehl. „Die Ausgangslage vor dem Rennen war nicht einfach, aber Martin hat nichts anbrennen lassen und seine ganze Erfahrung ausgespielt.“ Aufgrund der Temperaturen hatten die Organisatoren kurzerhand entschlossen, auf das Schwimmen zu verzichten und aus dem Triathlon einen Duathlon zu machen. Das hieß für die Athlet*innen: 2,5 Kilometer Laufen, 14 Kilometer Radfahren und noch einmal 5 Kilometer Laufen. „Mit Blick auf die Gesundheit der Sportler war das die richtige Entscheidung“, fügte Kosmehl an. „Alle im Team haben die Situation angenommen und sich super auf diese widrigen Bedingungen eingestellt.“
Trotz der kurzfristigen Wettkampfänderung habe Martin Schulz das beste „Gesamtpaket“ abgeliefert und verdient gewonnen. Der Welt- und Europameister war zwar weder im Laufen noch im Radfahren der schnellste Athlet an diesem Tag, lieferte aber in allen Teildisziplinen Spitzenzeiten ab. Neuling Adam Karas kam in der gleichen Startklasse als Zwölfter ins Ziel (53:00), Wolfgang Probst landete auf Rang 13 (58:30).
Die zweite deutsche Medaille feierte Elke van Engelen, die in ihrer Startklasse PTS4 als Dritte hinter den beiden Spanierinnen Andrea Miguelez Ranz und Marta Francés Gómez den Zielstrich überquerte. Bis etwa 500 Meter vor dem Ziel hatte die 56-jährige Zahnärztin noch in Führung gelegen, konnte ihren Vorsprung jedoch nicht bis zum Ende behaupten. Das sollte ihre Freude über die Leistung jedoch nicht schmälern. Auch der Bundestrainer war mit dem deutschen Abschneiden zum Saisonauftakt zufrieden. „Wir haben die Erwartungen erfüllt und unser Ziel, zwei Medaillen zu gewinnen, erreicht. Der Weg dorthin war allerdings holprig“, fasste Kosmehl zusammen.
Probleme bei der Klassifizierung
Die ersten Probleme trafen das deutsche Team, das neben Adam Karas mit Julian Steggink und Björn Maas gleich drei Neulinge aufbot, bereits bei der Klassifizierung. Maas sollte zur eigenen Überraschung und der seines Trainers in der PTS4- statt in der PTS3-Klasse starten und landete dort auf Rang sieben. Im Nachgang und nach erneuter Prüfung wurde er allerdings wieder zurückgestuft.
Noch härter traf es Julian Steggink, der mit Blick auf seinen ersten Triathlon mit viel Euphorie und großen Erwartungen nach Polen gereist war. „Julian konnte leider zunächst nicht klassifiziert werden und war dadurch nicht startberechtigt“, erklärte Kosmehl. „Das hat uns alle geschockt. Er selbst war natürlich am Boden zerstört. Nun habe ich während meiner Zeit als Chefcoach schon einiges erlebt, aber in dieser Gesamtheit und Tragik hat mich das doch auch ganz schön mitgenommen.“ Stegginks erster Triathlon soll aber nur aufgeschoben sein. Geplant ist, dass der 34-Jährige nun erst einmal an regionalen Wettkämpfen teilnimmt, Erfahrung in der Sportart sammelt und dann einen neuen Anlauf Richtung Klassifizierung nimmt.
Viel Zeit zum Durchatmen bleibt nicht: Für das deutsche Team steht am 11. Juni der erste Weltcup in Frankreich (Besancon) auf dem Programm. Eine Woche später geht es nach Spanien (A Coruña). Das ist ein erster Block einer langen Saison, die bis zur WM in den November hineingeht. Kosmehl blickt zuversichtlich voraus: „Mit dem Auftakt bin ich zufrieden. Wir kennen nun unseren Status Quo und können darauf aufbauen. Wir sind auf einem guten Weg.“
Quelle: Stefanie Bücheler-Sandmeier