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„Die Sehbehinderung ist ein Teil von mir – aber das ist nicht das Einzige! Ich bin gesund, ich habe ganz viel, ich kann ganz viel, ich sehe halt nur noch schlecht. Aber das bestimmt nicht meine Persönlichkeit!" Diese Worte stammen von Nikolai Kornhaß. Der 29-Jährige ist Europameister, WM-Dritter und Bronzemedaillengewinner bei den Paralympics im Para Judo. Kornhaß hat eine Sehbehinderung – und zählt genau wie Para Schwimmerin Elena Krawzow zu den Hinguckern. Hingucker – das ist der Titel einer Videoreihe des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS), die auf den Sport von Menschen mit Sehbehinderungen aufmerksam machen soll.

„Sieh‘ deine Chancen und Potenziale, nicht deine Grenzen“, lautet das Motto. „Unser Ziel ist es, vor allem Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene mit Sehbehinderung für den Sport zu motivieren und ihnen dabei die vielfältigen Möglichkeiten des Sports vorzustellen“, erklärt Marcel Wienands, der sich beim DBS rund um den Leistungssport für sehbehinderte und blinde Menschen engagiert. Die mehrteilige Videoreihe, die mit der Agentur Creative Cosmos 15 produziert wird, dient dabei als Hingucker und ist zugleich Türöffner zur Plattform www.parasport.de. Diese soll Menschen mit Behinderung anschaulich, informativ und interaktiv einen Einstieg in den paralympischen Sport bieten. Herzstücke der Plattform sind ein Sportarten-Finder sowie Erklärfilme, Kontakte und Termine zu allen paralympischen Sportarten.
 
Athletinnen und Athleten wie Nikolai Kornhaß oder Elena Krawzow agieren dabei als Vorbilder und inspirieren als Botschafter und Mutmacher. Sie blicken auf bewegte wie bewegende Lebensgeschichten und beeindrucken nicht nur mit ihren sportlichen Leistungen. Die 29-jährige Krawzow kam in Kasachstan zur Welt, wanderte mit ihrer Familie nach Deutschland aus – und im Alter von sieben Jahren wurde eine Sehbehinderung festgestellt. Aufgeben kam für sie nicht in Frage: „Irgendwann war ich an einem Punkt, an dem ich gesagt habe, entweder du akzeptierst das jetzt und gehst dein Leben voller Stolz und Freude oder du kannst dich verkriechen“, sagt sie rückblickend. Heute ist Krawzow Paralympics-Siegerin und mehrfache Weltmeisterin und stellt sich auch den Folgen eines Hirntumors, der wenige Wochen nach dem größten Erfolg ihrer Karriere mit Gold bei den Spielen in Tokio entdeckt wurde. Was sie sich trotz aller Rückschläge nie hat nehmen lassen: ihre Lebenslust.
 
Elena Krawzow und Nikolai Kornhaß beschreiben in den Videos auch, wie sie ihren Sport mit ihrer Sehbehinderung ausüben, was es zu beachten gilt und was sie dabei fühlen. Zudem unterstreichen sie die Werte und die Potenziale des Sports. „Durch Judo habe ich gelernt, mich auf meine eigenen Stärken zu fokussieren, aber mir gleichzeitig auch meine eigenen Schwächen einzugestehen“, betont Kornhaß. Das Duo steht stellvertretend für viele Menschen mit Sehbehinderung, die in den Strukturen des Deutschen Behindertensportverbandes Sport treiben; weitere Videos mit Athletinnen und Athleten aus anderen Sportarten sollen folgen, um die Vielfalt und die Möglichkeiten zu präsentieren.
 
Verbreitet werden sollen die Videos sowohl in den sozialen Medien und in den Strukturen des Sports als auch an Schulen und Einrichtungen für Menschen mit Sehbehinderungen. „Wir wollen damit Chancen aufzeigen und Lust auf Sport machen. Im Optimalfall finden auch dadurch noch mehr Menschen mit Sehbehinderungen den Weg in den Sport“, betont Marcel Wienands.
 
Zum Clip mit Elena Krawzow 
 
Zum Clip mit Nikolai Kornhaß
 

Zahlreiche Aktionstage bieten Gelegenheiten zum Ausprobieren und Mitmachen
 
Eine gute Gelegenheit zum Mitmachen bietet sich bei zahlreichen Aktionstagen in diesem Jahr, die der Deutsche Behindertensportverband in enger Zusammenarbeit mit seinen Landesverbänden veranstaltet. Dabei können von Para Ski nordisch über Goalball bis hin zu Para Judo verschiedene Sommer- und Wintersportarten ausprobiert werden. Durchgeführt werden die Aktionstage mit verschiedenen Kooperationspartnern wie den ansässigen Blindenschulen oder Selbsthilfeorganisationen.

„Mit den Angeboten wollen wir Kinder und Jugendliche motivieren, sportlich aktiv zu werden und unterstützen im Anschluss bei der Suche eines geeigneten Sportvereins“, sagt Wienands und ergänzt: „Sport ist für die persönliche Entwicklung von Menschen mit Sehbehinderungen von großer Bedeutung, fördert das Selbstvertrauen und sorgt häufig auch für neue Freundschaften.“
 
Weitere Informationen zum Sport für Menschen mit Sehbehinderungen oder Blindheit bietet die Plattform parasport.de.
 
Für alle Fragen rund um den Sport von Menschen mit Sehbehinderung steht Marcel Wienands, Projektkoordinator Blinden- und Sehbehindertensport des DBS, per Email oder telefonisch zur Verfügung: wienands@dbs-npc.de, 0152/57954557.