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Fünf Mal Gold, zwei Mal Silber und fünf Mal Bronze: Das deutsche Para Leichtathletik-Nationalteam hat die Generalprobe bei den Weltmeisterschaften in Paris mehr als bestanden. Mit einem jungen Aufgebot wurde die Medaillenausbeute der vergangenen WM in Dubai 2019 übertroffen – auch wenn es diesmal weniger Titel waren.

 

Es war eine runde Geschichte für den erfolgreichsten deutschen Athleten bei dieser WM: Léon Schäfer hatte im Pariser Stade Charléty nicht nur die allererste deutsche Medaille gewonnen – Gold mit Weltrekord von 7,25 Metern im Weitsprung der oberschenkelamputierten Athleten – sondern er sprintete auch im letzten Wettbewerb der WM insgesamt zu Bronze über 100 Meter. Gleich am Morgen nach Schäfers Weltrekord-Krimi im sechsten Versuch erreichte die deutsche Jubelstimmung dank Fahnenträger Yannis Fischer ein neues Highlight. Der WM-Titel des 21-jährigen kleinwüchsigen Kugelstoßers mit deutschem Rekord von 11,43 Metern in der Klasse F40 kam durchaus überraschend. Markus Rehm, der mit WM-Rekord von 8,49 Metern seinen sechsten WM-Titel holte, Irmgard Bensusan, die gänzlich unerwartet ihren 200-Meter-Erfolg von Dubai 2019 wiederholte, und Johannes Floors, der über 400 Meter in 45,81 Sekunden nur drei Hundertstelsekunden über seinem Weltrekord blieb, gewannen die weiteren Goldmedaillen.

 

Silber gab es für Speerwerferin Francés Herrmann, die vor der WM auch nicht so recht wusste, für was ihre Leistungen reichen könnten, und Kugelstoßer Niko Kappel. Der Athlet des VfB Stuttgart lieferte zwar seine zweitbeste Weite der Saison ab, war mit Platz zwei als Weltrekordhalter aber doch nicht so ganz glücklich, weil sein usbekischer Konkurrent einfach noch besser drauf war. Ähnlich erging es Sprint-Paralympicssieger Felix Streng und auch Schäfer am Abschlussabend über 100 Meter, die mit Bronze nicht so richtig wussten, ob sie sich freuen oder ärgern sollten. Riesengroß hingegen war der Jubel bei der ersten deutschen Bronzemedaille von Nele Moos, die im Weitsprung mit Bestleistung zu ihrem ersten internationalen Erfolg sprang, und beim „Saarland-Express“ in Form von Nicole Nicoleitzik, die über 100 und 200 Meter auch durchaus unverhofft zur doppelten Bronzemedaille sprintete. Vierte Plätze – und damit sogenannte „Slots“, also deutsche Startplätze für die Paralympics in Paris – erkämpften zudem Kugelstoßer Sebastian Dietz und die Jüngste im Team, die erst 16-jährige Friederike Brose im Weitsprung.

Junior-Team „erfrischend und schön“

Bisher zwölf Slots für die Paralympics setzen das bei der WM mit 27 Athletinnen und Athleten sowie zwei Guides deutlich größere Team aber auch unter Druck. Denn bei der kommenden WM in Kobe, die von 2021 in den Mai 2024 verschoben wurde, gibt es nur für die beiden Erstplatzierten Startplätze, der Rest wird über ein Qualifikationsranking aufgeteilt. Da wiegt es umso schwerer, dass ein sicher geglaubter Slot von Katrin Müller-Rottgardt und Guide Noel Fiener nach dem Einzug ins Finale der besten Vier und dem Gewinn der Silbermedaille durch eine Disqualifikation wieder annulliert wurde. Darüber hinaus fehlte dem starken Newcomer Andreas Walser im Weitsprung nur ein Zentimeter zu Rang vier und Rennrollstuhlfahrerin Merle Menje wurde über 5000 Meter Fünfte mit sechs Hundertstelsekunden Rückstand.

 

Und dennoch: Der Plan, das Junior-Team mit elf WM-Neulingen bei den Weltmeisterschaften internationale Wettkampferfahrung sammeln zu lassen, ist für Bundestrainerin Marion Peters voll aufgegangen: „Die jungen Athletinnen und Athleten haben sich wirklich sehr, sehr gut präsentiert, das ist erfrischend und schön. Wir haben tolle Beispiele für diesen Weg, die jetzt mit Medaillen belohnt worden sind: Nele Moos war 2019 bei der WM 17 Jahre jung, war bei den Spielen in Tokio und gewinnt hier Bronze. Oder Yannis Fischer, der 2021 bei der EM und den Paralympics war und jetzt Weltmeister ist. Wir hatten diesmal drei Abiturientinnen dabei, die nächstes Jahr mehr trainieren können – da kann man diese Strategie schon als sehr gelungen einschätzen.“

„Fahren glücklich und motiviert nach Hause“

Im internationalen Vergleich sieht Peters das Abschneiden des deutschen Teams positiv – zumal es den ersten Vergleich seit zwei Jahren gegeben hatte. War es bei der WM 2019 noch Rang neun im Medaillenspiegel mit sieben Gold-, zwei Silber- und zwei Bronzemedaillen, fand sich die Nationalmannschaft nach den Paralympics in Tokio auf Platz zwölf mit vier Mal Gold, fünf Mal Silber und sechs Mal Bronze wieder. Nun also Platz 13 mit fünf Gold-, zwei Silber- und fünf Bronzemedaillen. „Wir haben namhafte Athleten hinter uns gelassen und noch Luft nach oben. Es waren für uns als Team ganz tolle Weltmeisterschaften, wir hatten einen super Teamspirit. Der Sieg von Léon war ein Eisbrecher für die ganze Mannschaft, Markus und Johannes haben stark geliefert. Das sind Stützen für eine Mannschaft, die man braucht. Nur wenn das funktioniert, kann man auch den Jungen eine Chance geben. Wir fahren glücklich und motiviert nach Hause und freuen uns auf die Paralympics nächstes Jahr.“

 

Die Kritik am Veranstalter – Stichwort mangelhafte Startblöcke oder fehlende Handtücher bei den Prothesensprintern zum Abtrocknen – will Peters nicht überbewerten, zumal nach den deutlichen Unmutsäußerungen auch reagiert wurde. „Man darf nicht vergessen, dass wir ein Jahr vor den Olympischen und Paralympischen Spielen stehen und es zwei ganz andere Organisationskomitees sind. Paris hat sich dieser Aufgabe dennoch gestellt und deshalb möchte ich ihnen im Namen der Mannschaft auch meinen Respekt zollen.“ Die eigene Organisation bezeichnete die Bundestrainerin als sehr gelungen: Das Hotel lag keine 400 Meter vom Stadion entfernt und die kurzen Wege zeigten sich auch im Stadion. Immer, wenn ein deutscher Athlet oder eine deutsche Athletin am Start war, konnte man sich auf einen großen Fanblock verlassen – und das beflügelte zusätzlich.

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