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Weltmeisterschaften im Para Schwimmen und Para Radsport, European Para Championships in Rotterdam, Weltspiele für Menschen mit Sehbehinderung in Birmingham und die Heim-WM im Para Kanu in Duisburg – im August präsentiert sich der Para Sport in seiner großen Vielfalt mit zahlreichen attraktiven Events. Im Interview betont Dr. Karl Quade (Vizepräsident Leistungssport), welche Chancen dieser Monat für den Sport von Menschen mit Behinderung mit sich bringt und welche Auswirkungen das auf die Paralympics in Paris 2024 in gut einem Jahr hat. 


Der August ist gespickt mit einer Vielzahl an internationalen Meisterschaften. Warum ist es nicht nur deshalb ein ganz besonderer Monat für den Para Sport?
 
Für uns geht es im August Schlag auf Schlag, uns erwartet ein spannender und attraktiver Monat mit zahlreichen Entscheidungen bei Welt- und Europameisterschaften. Zudem geht es in vielen Sportarten um die Paralympics-Qualifikation. Es ist nur noch gut ein Jahr bis zu den Spielen in Paris 2024. Der Fokus vieler Athletinnen und Athleten ist auf die Paralympics gerichtet, der Countdown beginnt, die Spannung steigt.
 
Die Premiere der Mini-Paralympics in Rotterdam, Weltspiele der Athlet*innen mit Sehbehinderung in Birmingham: Welche Potenziale bringt diese Bündelung mit sich?
 
Dadurch wird die Vielfalt des Sports für Menschen mit Behinderung sichtbar. Solche Multisport-Events sind auf der einen Seite für die Athletinnen und Athleten spannend, weil sie mehr als ihre eigene Sportart sehen können und der Kontakt zu den anderen Sportarten erfolgt. Andererseits bieten diese Veranstaltungen auch für das Publikum vor Ort und zu Hause die Möglichkeit, bei mehreren Sportarten mitzufiebern. Für die Veranstalter bieten sich darüber hinaus bessere Vermarktungsmöglichkeiten, da speziell TV-Übertragungen in einem Umfang erfolgen, die bei Einzelsportveranstaltungen nicht realisiert werden würden. Im Sinne von größerer Aufmerksamkeit für den Para Sport ist das eine große Chance.
 
Dazu gibt es erstmals ein inklusives Radsport-Spektakel in Glasgow: Sollten sich noch mehr Sportarten ein Beispiel daran nehmen?

 
Die „Weltspiele des Radsports“ begrüße ich außerordentlich. Die Athletinnen und Athleten verbindet ihre Sportart, egal ob sie bei den Paralympics oder den Olympischen Spielen starten. Dieses Format, dass internationale Meisterschaften von Athleten mit und ohne Behinderung parallel und am gleichen Ort stattfinden, haben wir z. B. bereits im Rudern, im Reiten und im Kanurennsport. Nun kommt erfreulicherweise eine weitere Sportart hinzu – und wir hoffen, dass künftig noch mehr folgen und sich ein Beispiel daran nehmen.
 
Was erhoffen Sie sich von den Weltmeisterschaften im Para Kanu in Duisburg sowie den Europameisterschaften im Para Dressursport im Münsterland, die nicht nur in Deutschland stattfinden, sondern ebenfalls inklusiv ausgerichtet sind?
 
Wettkämpfe „zu Hause“ motivieren ungemein, sie stellen aber auch eine besondere Herausforderung dar. Die Athletinnen und Athleten wollen es besonders gut machen, wenn Familien, Verwandte und Fans live dabei sind. Ich erhoffe mir, dass alle Sportlerinnen und Sportler sowie die Betreuenden ihre Top-Leistungen abrufen können und sich so der sportliche Erfolg einstellt. Darüber hinaus sind Wettkämpfe im eigenen Land immer eine sehr gute Gelegenheit, allen Menschen zu zeigen, wie sehenswert der Para Sport ist. Natürlich wollen wir damit auch Menschen mit Behinderung für den Sport begeistern und sie zum Nachmachen animieren.
 
Welche Bedeutung hat die Vielzahl an Welt- und Europameisterschaften im August mit Blick auf die Paralympics, die am 28. August 2024 in Paris eröffnet werden?
 
Es geht speziell um Startplätze bei den Paralympics, sogenannte Slots. Wir wollen in möglichst vielen Sportarten und mit einer großen Mannschaft in Paris antreten. Dazu müssen in vielen Sportarten bereits jetzt Top-Platzierungen her. Bei den Para Leichtathletik-Weltmeisterschaften vor einigen Wochen in Paris haben wir zwölf Slots erreicht, zuvor bereits vier im Para Dressursport und einen im Para Sportschießen. Unsere Nationalmannschaft im Para Schwimmen ist gerade in Manchester bei der WM, hier bekommen nur die beiden Erstplatzierten einen Slot für Paris. Speziell junge Athletinnen und Athleten müssen sich aktuell beweisen, wenn sie sich ihren Traum von den Paralympics im nächsten Jahr erfüllen wollen.
 
Wie verlaufen die Vorbereitungen für die Paralympischen Spiele und wie groß könnte das Team Deutschland Paralympics werden?
 
Die Teamgröße ist sehr stark von der Anzahl der Mannschaftssportarten abhängig. Sollten sich zwei bis vier Mannschaften qualifizieren, sind bis zu 130 Athletinnen und Athleten möglich. Die letztendliche Teamgröße wird aber erst recht spät feststehen, da bis zum Sommer des kommenden Jahres noch Qualifikationswettkämpfe stattfinden. Zudem werden noch kurzfristig einzelne Startplätze an die Nationalen Paralympischen Komitees vergeben. Die Vorbereitungen für die Spiele laufen unterschiedlich. Für Sportlerinnen und Sportler, die sich einer Nominierung sehr sicher sein können, kann der langfristige Aufbau in Richtung Paris erfolgen. Andere Athletinnen und Athleten müssen weiter an Wettkämpfen teilnehmen, um Punkte für die Weltrangliste zu sammeln oder direkte Slots zu gewinnen.
  
Sie werden in Paris zum 15. Mal in der Rolle des Chef de Mission tätig sein. Mit welchen Hoffnungen blicken Sie auf die Spiele im Nachbarland?
 
Ich kann es gar nicht glauben, dass es schon das 15. Mal sein wird, doch ich freue mich auf diese Aufgabe wie immer sehr. Nur so nervös wie bei den ersten Malen bin ich nicht mehr, was auch daran liegt, dass wir in einem tollen Team zusammenarbeiten. Als die Wahl auf Paris als Gastgeber fiel, war einer meiner ersten Gedanken: „Endlich mal wieder Spiele zu Hause“ – erst recht nach den drei Stationen in Asien zuletzt mit PyeongChang, Tokio und Peking. Paris ist eine tolle Stadt, zudem erleben wir das Organisationskomitee als engagiert und kompetent. Ich hoffe, dass die Bevölkerung in Frankreich und speziell in Paris die Spiele annimmt und gemeinsam mit den Athletinnen und Athleten dazu beiträgt, die Paralympische Spiele im kommenden Jahr zu einem Fest für die ganze Welt zu machen.

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