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Eine Para Leichtathletik-Weltmeisterschaft im Paralympics-Jahr ist ein Novum, weshalb der Fokus dieses Mal nicht nur auf den Medaillen liegt. Ähnlich wichtig ist vom 17. bis 25. Mai im japanischen Kobe die Normerfüllung für Paris 2024 und das Erreichen der Plätze eins und zwei, für die es weitere Nationen-Startplätze gibt. Die Deutschen reisen größtenteils in starker Form nach Japan.

15,07 Meter: Die größten Schlagzeilen hat jüngst Kugelstoßer Niko Kappel geliefert, als er seinen Weltrekord um acht Zentimeter verbessert und erstmals die magische 15-Meter-Marke übertroffen hat. In Kobe ist seine Mission klar: Der Titel soll her – schließlich wartet der 29-Jährige mittlerweile seit der WM 2017 auf eine Goldmedaille und musste sich bei den vergangenen beiden Weltmeisterschaften mit Silber begnügen.

Ähnlich hohe Erwartungen gibt es auch bei den vier aktuellen Weltmeistern Yannis Fischer, Johannes Floors, Markus Rehm und Léon Schäfer. Während Kappels Kugelstoß-Kumpel Fischer nach einer langwierigen Rückenverletzung immer besser in Fahrt kommt, die Paralympics-Norm aber noch erfüllen muss, sind die drei Leverkusener bereits in WM-Form: Johannes Floors zeigte schon schnelle 100 und 200 Meter und wird diese Zulieferwerte für eine schnelle 400-Meter-Zeit in Kobe nutzen, Markus Rehm sprang bereits 8,44 Meter weit und Léon Schäfer blieb in seiner Heimat Bremen am vergangenen Donnerstag mit 7,23 Metern nur zwei Zentimeter unter seinem Weltrekord.

Mit in Kobe ist auch Noah Bodelier, der ebenfalls in Bremen mit 7,49 Metern die Paralympics-Norm erfüllen konnte. Mit Katrin Müller-Rottgardt und Guide Noel Fiener, Nele Moos sowie Irmgard Bensusan sind drei der sieben Athlet*innen, die bislang die Paris-Qualifikation erbracht haben, nicht mit in Japan dabei, weil sie sich wie 100-Meter-Paralympics-Sieger Felix Streng voll auf die Paralympics fokussieren.

Dafür starten Lindy Ave nach Babypause, die erfahrene Martina Willing sowie Charleen Kosche, die zuletzt 2019 bei einer internationalen Veranstaltung dabei war, als sie in Dubai ihre WM-Premiere feierte. Einige derjenigen, die 2023 ihr Debüt bei einer WM gaben, sind in diesem Jahr erneut dabei – neben Bodelier auch Lisa Martin Wagner, Max Marzillier, Jule Roß und Andreas Walser.

Aktuell hat die deutsche Para Leichtathletik-Nationalmannschaft 13 Startplätze für die Paralympics erkämpft – und es sollen noch mehr werden. Dafür muss mindestens der zweite Platz her. Zudem gilt dies nur für jene, die 2023 bei der WM noch keinen sogenannten Slot für Deutschland geholt haben. „Ganz klar liegt der Fokus auf der Normerfüllung und wir hoffen, noch ein paar Slots zu holen. Sowohl männlich als auch weiblich haben wir noch ein paar heiße Eisen im Feuer“, sagt Bundestrainerin Marion Peters ergänzt mit Blick auf die unklare Konkurrenzsituation: „Es wird insgesamt eh ein Lotteriespiel.“

Dennoch nennt Peters diejenigen, die besonders in ihrem Fokus stehen: „Juniorin Jule Roß zeigt sehr starke Leistungen in der bisherigen Saison, Lindy Ave ist nach ihrer Rückkehr auch wieder gut in Schwung gekommen, unsere Rennrollstuhlfahrerin Merle Menje ist bei der letzten WM nur ganz knapp an einem Slot gescheitert, Speerwerferin Lise Petersen zeigt eine tolle Konstanz. Und zudem haben wir auch Hoffnung in unsere erfahrenen Athletinnen wie Isabelle Foerder und Martina Willing. Bei den Herren sind wir gespannt, wie Andreas Walser aus seiner Verletzung herauskommt, ob er konkurrenzfähig ist. Wir hoffen auf Max Marzillier, dass er noch einen Slot holt und Noah Bodelier, aber da müssen wir die Meldesituation abwarten, weil das einfach eine sehr, sehr starke Klasse ist. Auch Ali Lacin und Mathias Schulze sollten mitmischen können.“

Trotz der besonderen Umstände mit den Spielen in Paris im Hinterkopf ist es für Marion Peters aber auch eine „Standortbestimmung“ für die Top-Leute Rehm, Floors, Schäfer und Fischer, die ihren WM-Titel verteidigen wollen oder wie Kappel in Weltrekord-Laune anreisen. Peters: „Wir freuen uns auf Japan. Das hat uns zwar vor Herausforderungen gestellt im Training, aber vielleicht geht das alles gut auf.“

Rund 1000 Athlet*innen aus mehr als 100 Nationen kämpfen vom 17. bis 25. Mai in Japan in 162 Medaillenevents. Aus Deutschland sind 18 Sportler*innen bei den Wettbewerben vertreten.

Text: Nico Feißt / DBS

Weitere Informationen und Ergebnisse gibt es auf der Veranstaltungs-Webseite.


Der deutsche Kader für die Para Leichtathletik-WM (Alter, Geburtsort, Verein, Startklasse):
Lindy Ave (25 / Neubrandenburg / Leichtathletik inklusiv Greifswald / T38), Noah Bodelier (20 / Erkelenz / TSV Bayer 04 Leverkusen / T/F64), Yannis Fischer (22 / Singen (Hohentwiel) / VfB Stuttgart / F40), Johannes Floors (29 / Bissendorf / TSV Bayer 04 Leverkusen / T62), Isabelle Foerder (44 / Zwickau / HSC Erfurt / T35), Niko Kappel (29 / Schwäbisch-Gmünd / VfB Stuttgart / F41), Charleen Kosche (23 / Rheinfelden (Baden) / BPRSV Cottbus / F34), Ali Lacin (36 / Berlin / PSC Berlin / T61), Lisa Martin Wagner (31 / Bielefeld / MuWiS – Sportvielfalt Bad Oeynhausen / F44), Max Marzillier (22 / Rüdersdorf / SSV Blindenschule Königs Wusterhausen / T13), Merle Menje (19 / Mainz / StTV Singen / T54/LW11), Lise Petersen (18 / Heide / TSV Bayer 04 Leverkusen / T/F46), Markus Rehm (35 / Göppingen / TSV Bayer 04 Leverkusen / T64), Jule Roß (17 / Bergisch Gladbach / TSV Bayer 04 Leverkusen), Léon Schäfer (26 / Burgwedel / TSV Bayer 04 Leverkusen / T63), Mathias Schulze (38 / Magdeburg / BPRSV Cottbus / F46), Andreas Walser (28 / Augsburg / TSV Schwaben Augsburg /LG Augsburg / T12), Martina Willing (64 / Pasewalk / BPRSV Cottbus / F56)

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