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Die bei den Paralympics in Paris ausgerufene Revolution der Inklusion stand im Fokus des Parlamentarischen Abend des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) im Allianz-Forum in Berlin. Dazu rief auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser vor rund 180 Gästen auf – und kündigte mehr Geld für den Sport an.

„Die Bedeutung für den Sport kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Ich freue mich daher, dass es mehr Geld für den Sport und auch für den Behindertensport geben wird“, sagte Nancy Faeser, Bundesministerin für Inneres und Heimat, in ihrem Grußwort und fügte mit Blick auf die anstehenden Neuwahlen an: „Wir brauchen das Sportfördergesetz auch in schwierigen Zeiten. Es kommt den Athletinnen und Athleten zugute und nicht der Politik.“
 
Vom Sportfördergesetz und den steigenden Geldern sollen auch die Trainerinnen und Trainer im Para Sport profitieren. DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher dankte der Politik für die Unterstützung und das neuerliche Bekenntnis, sagte aber auch: „Zu Spitzenbedingungen gehören zweifelsfrei Spitzentrainer. Ohne hauptamtliche Betreuung sind Erfolge wie in Paris schlichtweg nicht möglich. Neben einem angemessenen Einkommen ist auch Planungssicherheit unbedingt notwendig. Wir brauchen Spitzentrainer, die kurz vor dem Jahreswechsel nicht in Sorge darüber sein dürfen, ob sie im nächsten Jahr noch eine Arbeit haben.“
 
Das Engagement im Para Sport ausbauen und damit für weitere Sicherheit sorgen möchte auch das Bundesministerium der Verteidigung. „Wir wollen als Arbeitgeber ein Umfeld schaffen, in dem die Athletinnen und Athleten Höchstleistungen bringen können und wollen auch bei der Vorbereitung auf die nächsten Paralympics ein starker Partner sein“, betonte Staatssekretär Nils Hilmer. Bei den Spielen in Paris seien 13 von der Bundeswehr geförderte Athlet*innen Teil des Team Deutschland Paralympics – und an jeder vierten Medaille beteiligt.
 
Neben dem Rückblick auf herausragende, emotionale und erfolgreiche Paralympische Spiele im Nachbarland ging es vor allem auch um den Zugang von Menschen mit Behinderungen zum Sport – und die von Andrew Parsons, Präsident des Internationalen Paralympischen Komitees, in Paris ausgerufene Revolution der Inklusion. Diesen Moment erlebte auch Bundesinnenministerin Faeser vor Ort bei der Eröffnungsfeier auf der Place de la Concorde. „Tief bewegt“ hätte sie dieses Erlebnis, sagte Faeser und stellte fest: „In Deutschland haben wir in dieser Hinsicht noch viel Luft nach oben. Es ist unser aller Aufgabe, die Revolution der Inklusion Wirklichkeit werden zu lassen.“ Auch aus dieser Perspektive wäre es ein „großartiges Signal, wenn wir die Bewerbung für Olympische und Paralympische Spiele in Deutschland ausrufen“.
 
Friedhelm Julius Beucher: "Wir brauchen einen Weckruf und ein klares Bekenntnis"

15 Jahre nach der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention verwies Friedhelm Julius Beucher auf das Recht von Menschen mit Behinderungen auf Teilhabe, auch im Sport. Doch die Probleme in der Praxis sind bekannt: „Wie sollen Menschen mit Behinderungen Sport treiben, wenn es kaum Angebote in den Vereinen gibt? Wenn es keine Übungsleiter*innen gibt, die das nötige Zutrauen oder Wissen haben? Wenn sie keine Sportprothese oder keinen Sportrollstuhl bekommen? Wenn die Sportstätte Barrieren hat? Oder wenn man mit dem ÖPNV gar nicht erst zur Sportstätte kommt?“, richtete der DBS-Präsident Fragen an die zahlreichen Gäste im Allianz-Forum am Pariser Platz und erklärte: „Wir brauchen einen Weckruf und ein klares Bekenntnis. Wir müssen als gesamte Gesellschaft die Voraussetzungen schaffen, damit Menschen mit Behinderungen die Tür zum Sport geöffnet wird und nicht verschlossen bleibt. Damit die Inklusions-Revolution an Fahrt aufnimmt, brauchen wir die Politik, die Wirtschaft und die Gesellschaft. Wir müssen jetzt gemeinsam zu Taten schreiten.“
 
Dass der Sport dabei mit all seinen Potenzialen auch ein Motor für die Inklusion vor Ort ist, stellten Katja Kliewer, Vorsitzende der Deutschen Behindertensportjugend, Christina Marx, Mitglied der Geschäftsführung der Aktion Mensch, Nathalie Vogt, Verantwortliche für die Themen Marke und Werbung bei der Allianz Deutschland, sowie Para Kanutin Edina Müller und Para Leichtathlet Niko Kappel bei einer lebhaften Talkrunde mit Moderator Florian Zschiedrich heraus. „Sport ist noch so viel mehr als Bewegung und Gesundheit. Sport sorgt auch für Selbstvertrauen, für eine breite Brust. Sport schafft Begegnung. Die Basis ist ein offener Umgang miteinander und dass man aufeinander zugeht. Es braucht keine Behindertensportabteilung, um Menschen mit Behinderungen das Sporttreiben zu ermöglichen“, appellierte Niko Kappel.
 
Edina Müller: Nachhaltige Sichtbarkeit von größter Bedeutung

Eine weitere wichtige Zutat, damit die Inklusions-Revolution in Deutschland gelingt: nachhaltige Sichtbarkeit. „Das ist für den Para Sport von größter Bedeutung. Ich hoffe, dass wir nach diesen großartigen Spielen in Paris diesmal wirklich den Schwung in den Alltag mitnehmen. Der Sport von Menschen mit Behinderungen braucht kontinuierliche Sichtbarkeit, nur dann ist es auch nachhaltig“, sagte Edina Müller und wies darauf hin, dass die Berichterstattung über die Paralympics in Paris kein schönes Strohfeuer bleiben darf.
 
Ulrike Zeiler, Personalvorständin der Allianz, machte in ihrer Begrüßung ebenfalls darauf aufmerksam: „Behindertensport muss noch sichtbarer gemacht werden. Es gibt immer noch zu wenige Sportangebote für Menschen mit Behinderungen oder sie sind zu wenig bekannt. Für uns als Allianz ist es ein Herzensthema, gemeinsam mit dem DBS vor allem mehr Kinder und Jugendliche mit Behinderung in Bewegung zu bringen und dafür zu sorgen, Inklusion in allen Lebensbereichen voranzutreiben.“ Diese Botschaft soll sich vom Pariser Platz verbreiten – damit die Inklusions-Revolution auch in Deutschland Wirklichkeit wird.

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