Logo des BRS-Hamburg

Auch am zweiten Tag der Para Radsport-WM in Ronse (Belgien) hat das deutsche Team fleißig Medaillen im Zeitfahren gesammelt. Paralympics-Siegerin Maike Hausberger fügte ihrer beeindruckenden Vita eine weitere Silbermedaille hinzu. Für Pierre Senska war die Bronzemedaille beim Zeitfahren dagegen eine Premiere. Und Marie Quellhorst fuhr bei ihrem WM-Debüt sensationell und für sich selbst überraschend zu Silber. 


Der Regen ist abgeklungen und der Himmel aufgeklart, als Marie Quellhorst, begleitet von großem Jubel des Publikums, über die Ziellinie rast. Sie war schnell, das ist sofort klar. Wie schnell aber, überrascht alle – am meisten Marie Quellhorst selbst. „Als ich ins Ziel gekommen bin und mir gesagt wurde, es war ein sehr gutes Rennen, habe ich an eine Top-6-Platzierung gedacht“, berichtet die 26-Jährige später. Dass es am Ende die Silbermedaille hinter der Australierin Emily Petricola in der Startklasse WC3 geworden ist, hätte vor dem Rennen wohl niemand vorhergesagt. Denn Marie Quellhorst hat erst vor einem Jahr mit dem Para Radsport angefangen, nachdem sie zuvor in der Para Leichtathletik aktiv war. Die Wettkämpfe in Ronse sind ihre ersten Weltmeisterschaften, die Freude über Silber war dementsprechend riesig. „Dass ich jetzt eine Medaille mit nach Hause nehme, ist bei mir noch gar nicht richtig angekommen“, sagte Quellhorst und war nach dem Erfolg überglücklich.

In zwei schwierigen Runden über 23,2 Kilometer mussten sich Marie Quellhorst und ihre Konkurrentinnen zunächst an den Regen anpassen, der seit den Mittagsstunden auf die belgische Stadt niederprasselte. Gerade die Kurven wurden so schwierig zu befahren, was in der gleichen Startklasse der deutschen Lara Wolleschensky zum Verhängnis wurde. Die WM-Debütantin stürzte und schloss am Ende auf dem achten Platz ab.

Große Zufriedenheit: Silber für Maike Hausberger, Bronze für Pierre Senksa

Auch die erfahrene Maike Hausberger (WC2) hatte mit der Strecke zu kämpfen: „Es war ein sehr langes und hartes Rennen – das längste Zeitfahren, dass ich je gefahren bin“. Das Resultat war aber ein zufriedenstellendes für Hausberger, die 14,28 Sekunden hinter ihrer Dauerrivalin, der Schweizerin Flurina Rigling, ins Ziel kam. „Ich kann mit meiner Leistung und der Silbermedaille absolut zufrieden sein“, betonte die Paralympics-Siegerin von 2024. Es war die neunte Medaille bei einer Straßen-WM für Hausberger und die fünfte im Zeitfahren.

Mindestens genauso zufrieden war Pierre Senska (MC1). Nach zwei vierten Plätzen im Zeitfahren im vergangenen Jahr bei den Paralympics und der WM klappte es dieses Mal endlich mit dem Podiumsplatz. Mit einem hauchdünnen Vorsprung von 0,37 Sekunden auf den Franzosen Thomas Tarou fuhr Senska zu Bronze. Silber ging an den Polen Zbigniew Maciejewski, Gold holte der favorisierte Spanier Ricardo ten Argiles. „Ich kann es noch gar nicht richtig glauben, meine erste Zeitfahrmedaille“, freute sich Senska, dem das Wetter ebenfalls zu schaffen machte: „Unser Rennen war bei dem Regen brutal schwierig. Ich bin die erste Runde sehr kontrolliert gefahren, doch als der Bundestrainer mir gesagt hat, dass es richtig gut aussieht, hab‘ ich gedacht: jetzt alles oder nichts. Und jetzt stehe ich hier mit der Bronzemedaille." Michael Teuber landete in derselben Startklasse auf dem fünften Rang und verpasste die Medaillenränge. Im Straßenrennen am Sonntag hat der Routinier, der bislang bei jeder seiner 18 Teilnahmen an Straßen-Weltmeisterschaften auf dem Podium stand, noch eine weitere Chance auf Edelmetall.

Vanessa Laws (WC4) hatte sich vor den Weltmeisterschaften eine Top-5-Platzierung vorgenommen und erreichte mit dem fünften Rang genau ihr Ziel im ersten Anlauf. Bereits am Vormittag hatten sich die deutschen Starter*innen in guter Verfassung präsentiert, auch wenn in dieser Session keine Medaille heraussprang. Dafür sicherten sich Jakob Klinge (MC5) und Matthias Schindler (MC3) als jeweils Sechste ihres Rennens die für die Kader-Zugehörigkeit so wichtige Top-8-Platzierung. Für Jakob Klinge war es zudem die beste Platzierung bei einer WM überhaupt. Anja Renner – sonst im Para Triathlon erfolgreich – und ihre Pilotin Antonia Milowsky erreichten bei ihrer ersten Para Radsport-WM den siebten Platz auf dem Tandem.

Nach den Zeitfahr-Wettbewerben hat das deutsche Team von Bundestrainer Gregor Lang zur Halbzeit der WM in Belgien acht Medaillen auf dem Konto – fünfmal Silber und dreimal Bronze. Nun geht es für die Athlet*innen im Straßenrennen weiter: Am Samstag starten mit Maximilian Jäger, Angelika Dreock-Käser, Jana Majunke, Andrea Eskau und Annika Zeyen-Giles unter anderem die Medaillengewinner*innen des ersten Tages.

Noch mehr Informationen, Ergebnisse und Livestreams gibt es auf der Veranstaltungswebsite.

Weitere Stimmen der deutschen Starter*innen:
Jakob Klinge: „Es war das erste Mal überhaupt, dass ich mich regulär für eine Para Radsport-WM auf der Straße qualifiziert habe. Dass ich jetzt die Kader-Qualifikation für das nächste Jahr so eindeutig holen konnte, fühlt sich für mich unglaublich gut an. Das Wochenende ist so auch schon vor dem Straßenrennen ein großer Erfolg für mich.“

Mathias Schindler: „Ich bin vor allem erleichtert. Die Klasse ist sehr stark besetzt mit einer extrem hohen Leistungsdichte. Ich wusste vorher, dass hier alles drin ist von Platz drei bis zehn. Ich habe meine Leistung gebracht, was die anderen machen, kann ich nicht beeinflussen. Der sechste Platz ist für mich absolut in Ordnung. Ich habe den Kader-Status gesichert, das war sehr wichtig für meine Karriere.“

Anja Renner: „Ich hatte mir ein bisschen mehr erhofft, aber mehr war für uns heute nicht drin. Wir sind noch ein junges Team, daher können wir stolz auf unsere Leistung sein. Beim Straßenrennen am Sonntag sollten wir noch bessere Karten haben, weil uns die Höhenmeter und die längere Distanz der Strecke entgegenkommen.“

Text: Paul Foreman / DBS



Deutsche WM-Medaillen im Überblick:

Zeitfahren: 
Silber: Maximilian Jäger (MT2), Angelika Dreock-Käser (WT2), Andrea Eskau (WH5), Marie Quellhorst (WC3), Maike Hausberger (WC2).
Bronze: Jana Majunke (WT3), Annika Zeyen-Giles (WH3), Pierre Senska (MC1)


Der Kader für die Para Radsport-WM in Ronse:
Julia Dierkesmann (58 / GC Nendorf), Angelika Dreock-Käser (58 / Bremervörde / BPRSV), Andrea Eskau (54 / Apolda / USC Magdeburg), Johannes Hänle (30 / RSKV Tübingen), Maike Hausberger (30 / Trier / RV Vorwärts 1904 Offenbach e.V.), Johannes Herter (42 / Lemgo / RSV Tempo Linie), Maximilian Jäger (25 / Bad Kissingen / BPRSV), Jakob Klinge (28 / Erlangen / RC Herpersdorf), Vanessa Laws (21 / Ludwigsfelde / BPRSV), Jana Majunke (35 / Cottbus / BPRSV), Marie Quellhorst (26 / BPRSV), Anja Renner (39 / Neuburg a.d. Donau / RSV Irschenberg), Manuel Scheichl (44 / Rotthalmünster / RSLC Holzkirchen), Matthias Schindler (43 / Regensburg / RV Union 1886 Nürnberg), Pierre Senska (37 / Berlin / BPRSV), Michael Teuber (57 / Tegernsee / BSV München), Lara Wolleschensky (28 / BPRSV), Annika Zeyen-Giles (40 / Bonn / SSF Bonn)

Cookies Einstellungen
Wir verwenden Cookies, um Ihnen das beste Erlebnis auf unserer Webseite zu ermöglichen. Wenn Sie die Verwendung von Cookies ablehnen, funktioniert diese Website möglicherweise nicht wie erwartet.
Alle akzeptieren
Alle ablehnen
Analytik
Werkzeuge zur Analyse der Daten, um die Wirksamkeit einer Webseite zu messen und zu verstehen, wie sie funktioniert.
Google Analytics
Akzeptieren
Ablehnen
Unknown
Unknown
Akzeptieren
Ablehnen
Speichern