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Andrea Eskau holt am zweiten Tag der Paralympics ihre ersehnte Medaille. Im Langlauf über die lange Distanz von zwölf Kilometern ist nur Kendall Gretsch aus den USA schneller.

PyeongChang, 11. März 2018. Es war ein wahrer Interviewmarathon, den Andrea Eskau vom USC Magdeburg nach ihrem Silber-Lauf im Langlauf-Rennen über zwölf Kilometer zu absolvieren hatte. Der Satz, der dabei am meisten fiel, war „Ich bin sehr glücklich“. Dabei war es eigentlich gar nicht nötig, das so stark zu betonen. Das Gesicht der 46-jährigen Sitzski-Athletin aus dem rheinischen Elsdorf sprach Bände. Das Strahlen darin wollte gar nicht mehr bröckeln.

Nach einem missglückten Auftakt in die Paralympischen Spiele 2018 beim Biathlon-Sprint am Samstag hatten die Ausnahmeathletin Zweifel gepackt. War ihr sechster Platz wie viele vermuteten auf eine nicht optimale Materialwahl zurückzuführen oder womöglich doch auf mangelnde Form. „Eigentlich habe ich mich ja gut gefühlt“, sagte sie. Am Sonntagmittag (Ortszeit) waren alle Zweifel an ihrer Fitness beseitigt. Eskau, Spitzname „Tiger“, biss sich bei unverändert sulzigen Bedingungen durch.

Nach der ersten Zwischenzeit führte die Deutsche das Klassement an – zunächst vor ihrer vermeintlich schärfsten Konkurrentin Oksana Masters aus den USA, die aber bald von ihrer Teamkollegin Kendall Gretsch überholt wurde. Und je länger das Rennen dauerte, desto stärker kristallisierte sich heraus, dass nicht Masters, sondern Gretsch die Frau sein würde, die es zu schlagen galt. Die 26-Jährige, im Weltcup bisher kaum in Erscheinung getreten, hatte schon tags zuvor mit Biathlon-Gold für Furore gesorgt und nahm ihren Verfolgerinnen immer mehr Zeit ab. Am Ende holte sie in 38:15.9 Minuten ihren zweiten Titel.

Andrea Eskau aber hielt ihr Laufniveau und landete in 38:48.3 Minuten auf Rang zwei, 14,5 Sekunden vor Masters. „Ich wusste, dass ich heute All-in gehen muss, wenn ich eine Medaille will. Oksana geschlagen zu haben, gibt mir ein gutes Gefühl“, sagte sie und gratulierte der Siegerin zu ihrer herausragenden Leistung. „Kendall war heute nicht zu schlagen.“

Für die Fahnenträgerin der deutschen Mannschaft war es die insgesamt zehnte Medaille bei Paralympics und die fünfte im Biathlon oder Langlauf (2x Gold, 2x Silber, 1x Bronze). Die nächsten Rennen in PyeongChang kann sie nun lockerer angehen. „Ich habe geschafft, was ich mir vorgenommen habe.“ Ob sie am Dienstag im Biathlon-Rennen über zehn Kilometer an den Start gehen wird, entscheidet sich am Montag. Eskau hat mit leichten Schmerzen im Arm zu kämpfen, was sie beim Schießen einschränken könnte.

Ein expliziter Dank der Silbermedaillengewinnerin ging an ihre Techniker, die ihr gute Ski geliefert hätten. Das sah auch der Bundestrainer Ralf Rombach so. „Das ganze Team hat heute perfekt funktioniert“, sagte er und attestierte seiner erfahrensten Athletin eine „Topleistung“. Für Rombach gab es m Sonntag abgesehen von der ersten Medaille seiner Sportler bei den Paralympics 2018 noch einen zweiten Grund zum Feiern: seinen 50. Geburtstag. Andrea Eskau hat ihm ein schönes Geschenk bereitet.

Anna Schaffelhuber: Das siebte Gold in Folge

Para Ski alpin: Anna Schaffelhuber gewinnt nach der Abfahrt auch den Super-G – Andrea Rothfuss liefert sich einen packenden Zweikampf mit Marie Bochet und verpasst Gold nur knapp

Anna Schaffelhuber schüttelte nur ungläubig den Kopf. Bei der Präsentation der Gewinner im Zielbereich wirkte die 25-jährige Monoskifahrerin noch immer fassungslos über ihren erneuten Triumph. Zweites Rennen bei den Paralympics in PyeongChang, zweiter Sieg – die Spiele in Sotschi mit eingerechnet war es Schaffelhubers siebtes paralympisches Gold in Folge. Was für eine Bilanz. Ebenfalls wieder erfolgreich war Andrea Rothfuss, die Gold in der Startklasse Damen stehend nur knapp verpasste.

Neuer Wettkampftag, identische Ausbeute. Das deutsche Para Ski alpin-Team hat am zweiten Tag der Paralympischen Spiele im Jeongseon Alpine Centre erneut zugeschlagen und einmal Gold sowie einmal Silber gewonnen. Doch es war ein hartes Stück Arbeit. Anna Schaffelhuber lag bei der zweiten Zwischenzeit nur 0,02 Sekunden vor ihrer Konkurrentin Claudia Lösch (Österreich), konnte den Vorsprung mit einer konzentrierten und souveränen Fahrt im letzten Abschnitt ausbauen. Mit 1:34,76 Minuten blieb die Athletin vom TSV Bayerbach am Ende knapp eine Sekunde vor Lösch. „Das ist der Wahnsinn, ich weiß gar nicht richtig, was ich sagen soll“, erklärte Schaffelhuber, die dann aber doch noch Worte fand: „Die Rennen sind überhaupt kein Selbstläufer, ich bin absolut happy. Mein Ziel war eine Goldmedaille, jetzt habe ich schon zwei. Ich bin extrem tiefenentspannt und sehr happy. Vielen Dank an unser gesamtes Team für den tollen Support.“ Sie werde nun erstmal genießen und freue sich auf den Ruhetag am Montag, sagte Schaffelhuber – ehe sie am Dienstag in der Super-Kombination wieder angreifen will.

Das nimmt sich auch die zweite deutsche Monoskifahrerin vor. Nach ihrem bitteren Aus in der Abfahrt verpasste Anna-Lena Forster das Treppchen heute nur um 16 Hundertstel. Die Enttäuschung darüber hielt jedoch nicht lange an. „Natürlich ist es schade, doch Super-G ist meine schwächste Disziplin. Ich freue mich, dass ich so nah dran war und bin gut drauf“, sagte die 22-Jährige vom BRSV Radolfzell. Vor einem Jahr bei der WM war der Rückstand freilich noch weitaus größer.

Immer packender wird auch der Zweikampf zwischen Marie Bochet und Andrea Rothfuss in der Startklasse der Damen stehend. Blieb Rothfuss in der Abfahrt noch gut zwei Sekunden hinter der Französin, musste diese im Ziel mächtig zittern. Denn die Deutsche lag bei der dritten Zwischenzeit drei Zehntel vorne, musste sich am Ende aber knapp mit 0,27 Sekunden geschlagen geben. „Im ersten Moment ist es schon ärgerlich, wenn man sieht, dass es so knapp ist, doch nach dem bisherigen Saison-Verlauf hätte ich nicht gedacht, dass ich nach den Speed-Disziplinen zwei Silbermedaillen habe. Das ist mehr, als ich erwartet hatte“, sagte die 28-Jährige von der VSG Mitteltal. Schließlich sei das Niveau in den vergangenen Jahren weiter angestiegen. „Es gibt immer mehr, die aufs Podium fahren können. Das ist kein Selbstläufer, wir rücken immer enger zusammen.“

Einen gebrauchten Tag erwischten hingegen Noemi Ristau und ihr Guide Lucien Gerkau. „Die anspruchsvollen Stellen sind mir diesmal nicht gut gelungen, dabei hatte ich die Strecke eigentlich perfekt im Kopf. Nach den Fehlern war schon unterwegs klar, dass es nichts wird und ich habe mich nur noch heruntergekämpft“, berichtete Ristau und fügte an: „So einen schlechten Lauf hatte ich schon lange nicht mehr, und dann ausgerechnet bei den Spielen.“ Allerdings ist es für das Duo Ristau/Gerkau nicht nur die Paralympics-Premiere, sondern auch erst das dritte Super-G-Rennen ihrer Karriere auf diesem Niveau. Für die deutschen Herren lief das Rennen ebenfalls nicht nach Plan. Während Georg Kreiter (33, RSV Murnau) von Beginn an attackierte, zunächst gut unterwegs war und dann allerdings ausschied, reichte es für Thomas Nolte (33, MTV Braunschweig) nur zum 22. Platz.

Hintergründe zu den Sportlerinnen und Sportlern unserer Deutschen Paralympischen Mannschaft finden Sie unter www.deutsche-paralympische-mannschaft.de.

 

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