Para Ski alpin: Andrea Rothfuss schafft es nach einem packenden Dreikampf erneut auf Platz zwei – Anna Schaffelhuber, Anna-Lena Forster und Noemi Ristau verpassen das Treppchen knapp – Georg Kreiter nach Sturz mit Schlüsselbeinbruch
PyeongChang, 14. März 2018. Nach der perfekten Ausbeute in der Super-Kombination am Vortag hat das deutsche Para Ski alpin-Team im Riesenslalom eine Silbermedaille gewonnen. Andrea Rothfuss ist zum vierten Mal in Folge die zweitbeste Skifahrerin der Welt in der Startklasse der Damen stehend und behauptete in einem spannenden Dreikampf Platz zwei. Das Treppchen verpasst haben hingegen die Monoskifahrerinnen Anna Schaffelhuber und Anna-Lena Forster sowie die sehbehinderte Noemi Ristau. Sehr bitter verlief der Wettkampf für Georg Kreiter. Der 33-Jährige schied in seiner Paradedisziplin aus und brach sich dabei das Schlüsselbein.
„Ich bin jetzt in vier Wettkämpfen viermal die Zweitbeste der Welt geworden – das ist schon grandios. Ich habe meine Leistung abgerufen und bin zufrieden. Es war ein spannender Dreikampf, dieser Wettkampf macht extrem viel Spaß“, sagte Andrea Rothfuss. Ganz nach vorne schaffte es die Französin Marie Bochet mit zwei starken Läufen, doch auch die Kanadierin Mollie Jepsen, Paralympics-Siegerin in der Super-Kombination, zeigte im zweiten Durchgang eine hervorragende Leistung. Doch Rothfuss hielt mit einer beherzten Fahrt dagegen – und die 28-Jährige von der VSG Mitteltal jubelte über Silber.
Ohne Medaillen blieben diesmal die Monoskifahrerinnen Anna Schaffelhuber und Anna-Lena Forster, die in den bisherigen drei Wettbewerben alle drei Goldmedaillen für das deutsche Team gewannen. Doch während die Kontrahentinnen viel Risiko gingen und dabei fehlerfrei blieben, fuhren Schaffelhuber und Forster im ersten Durchgang zu passiv. Das bedeutete Rang sechs und sieben nach dem ersten Lauf und knapp vier Sekunden Rückstand auf die Spitze – ein überraschendes Ergebnis, das wohl so niemand erwartet hatte. Im zweiten Durchgang wollten beide die Aufholjagd starten und zeigten bessere Läufe – doch mehr als die Plätze fünf und sechs sprangen nicht heraus.
Zum dritten Mal knapp am Treppchen vorbei schrammten Noemi Ristau und ihr Guide Lucien Gerkau. Mit einem guten zweiten Lauf verteidigten sie den vierten Platz aus dem ersten Durchgang – für Edelmetall reichte es allerdings nicht. „Die Medaille war wieder zum Greifen nah, aber es hat leider nicht geklappt. Das war erst schade, doch ich hatte schnell wieder ein Lächeln im Gesicht. Die Läufe waren gut, ich bin zufrieden“, berichtete Ristau.
Ihre Paralympics-Premiere feierte Anna-Maria Rieder. Das 18-jährige Küken des deutschen Teams landete auf dem sechsten Platz. „Vor dem ersten Lauf war ich doch nervös, beim zweiten war es schon besser. Es war richtig cool und die Zuschauer haben mich motiviert. Mit der Leistung bin ich zufrieden“, sagte Anna-Maria Rieder.
Eine schmerzhafte Erfahrung im doppelten Sinne war der Riesenslalom für Georg Kreiter. Der 33-Jährige musste nicht nur den bitteren Ausfall in seiner Lieblingsdisziplin verkraften, sondern brach sich bei einem Sturz im ersten Durchgang das Schlüsselbein. Inzwischen wurde Kreiter operiert und fliegt gemeinsam mit der Deutschen Paralympischen Mannschaft am kommenden Montag zurück nach Deutschland.
Dritte Medaille für Andrea Eskau
Im Klassik-Sprint läuft die 46-Jährige vom USC Magdeburg zu Silber und ist „super zufrieden“. Alexander Ehler fehlen als Fünfter nur 0,9 Sekunden auf Bronze.
Andrea Eskau hat bei den Paralympischen Spielen von PyeongChang am Mittwochnachmittag (Ortszeit) ihre dritte Medaille geholt. Nach Silber im Langlauf über zwölf Kilometer und Gold im Biathlon über zehn Kilometer holte sie im Langlauf-Sprint erneut Silber und musste nur Oksana Masters aus den USA passieren lassen. Alexander Ehler (SV Kirchzarten) lief hauchdünn an einer Medaille vorbei, Anja Wicker (MTV Stuttgart) und Nico Messinger (Ring der Körperbehinderten Freiburg) scheiterten im Halbfinale.
Bei Temperaturen bis zu 19 Grad erlebten die Para Skilangläufer einen strapaziösen Wettkampftag im Alpensia Biathlon Centre. Die Ausnahmeathletin Eskau aber wusste ihre Kräfte perfekt einzuteilen. Den Prolog überstand sie als Vierte, im Halbfinale und Finale lief sie jeweils als Zweite hinter ihrer Dauerrivalin Masters ins Ziel. „Es war wirklich hart heute“, berichtete sie nach dem Finale und wunderte sich, dass unter anderem die spätere Bronze-Medaillengewinnerin Marta Zainullina (Neutrale Paralympische Athleten) zwar früh an ihrem Schlitten dran war, aber keiner vorbeikam. Ihre Vermutung: „Die anderen waren blau.“
Eskau war das nicht. „Sie weiß einfach im richtigen Moment dagegengehalten, um den anderen den Zahn zu ziehen. Das hat sie wieder brillant gemacht”, sagte der Bundestrainer Ralf Rombach, der um ein Haar eine überraschende zweite Medaille bejubeln hätte können. In der stehenden Konkurrenz zog Alexander Ehler nach Platz vier im Prolog als Dritter seines Halbfinals ins Finale ein, wo ihm dann jedoch die Winzigkeit von 0,9 Sekunden auf Bronze und zwei Sekunden auf Gold fehlten.
Nach anfänglichem Rückstand in seinem Finallauf kam Ehler der Konkurrenz immer näher, gereicht hat es letztlich nicht. Wenn die Zielgerade nur zehn Meter länger ist, überholt er die anderen“, vermutete Rombach. Den Sieg schnappte sich im Endspurt der Kasache Alexandr Kolyadin vor dem Japaner Yoshihiro Nitta, Bronze teilten sich die zeitgleichen Mark Arendz (Kanada) und Ikka Tuomisto (Finnland).
„Das Halbfinale hat leider schon zu viel Kraft gekostet“, sagte der geknickte 48-Jährige. Der Bundestrainer attestierte Ehler einen „großartigen Wettkampf”, äußerte aber Verständnis für dessen Enttäuschung. „Wenn man so nah dran ist, will man die Medaille auch.“
Für die beiden anderen deutschen Starter Anja Wicker und Nico Messinger war nach dem Halbfinale Schluss. Beide können ihre Ergebnisse aber als Erfolg werten. Die 26-jährige Stuttgarterin berichtete schon nach dem Prolog von „grenzwertigen Streckenverhältnissen“ und scherzte nach ihrem zwölften Gesamtrang: „Ich habe auf Höhe des Schießstands geduscht. Die Pfütze kannte ich schon vom Weltcup im vergangenen Jahr.“
Messinger zeigte mit seinem Guide Lutz Klausmann einen hervorragenden Prolog mit der viertbesten Zeit, im Halbfinale waren dann der Schwede Zebastian Modin und der Norweger Erik Bye schneller als der 23-Jährige. „Die Bedingungen waren zu schwer für mich. Die anderen sind mir am Berg davongelaufen“, sagte er. Durch einen beherzten Zielsprint ergatterte sich der Freiburger aber noch den fünften Platz im Endklassement. Gold holte der kanadische Seriensieger Brian McKeever.
Rollstuhlcurler verlieren erneut zwei Mal
Die deutschen Rollstuhlcurler haben am fünften Wettkampftag beide Spiele im Gangneung Curling Center verloren und dadurch ihre Chance auf ein Weiterkommen bei den Paralympics in PyeongChang auf ein Minimales geschrumpft. In der Partie gegen den Tabellennachbarn Großbritannien war der Ausgang bis Ende des fünften Ends noch offen, doch End Nummer sechs und sieben gingen deutlich an die Briten, die dadurch 8:3 siegten und ihre Medaillenchance wahrten. Das Spiel am Mittag verlor das deutsche Team um Skip Nane Putzich dann mit 4:9 – und dadurch vermutlich auch die Chance aufs Halbfinale, wie Wolf Meissner sagte: „Die Medaillen sind weg. Aber es wäre sowieso eine Sensation gewesen, wenn wir eine gewonnen hätten.“ Nun geht es für das deutsche Team am morgigen Donnerstag gegen Kanada (1.35 MEZ) und Finnland (11.35 MEZ) um eine gute Platzierung. Aktuell liegt die Mannschaft von Trainer Bernd Weißer auf Platz acht.
Hintergründe zu den Sportlerinnen und Sportlern unserer Deutschen Paralympischen Mannschaft finden Sie unter www.deutsche-paralympische-mannschaft.de.