Para Leichtathletik: Paralympics-Sieger, nationale Spitzenathleten und Nachwuchssportler aus dem olympischen und paralympischen Bereich sind am 9. Juni beim Integrativen Sportfest in Leverkusen gemeinsam am Start
Frechen, 6. Juni 2018. 72 Tage vor der Eröffnung der Para Leichtathletik-Europameisterschaften in Berlin steigt in Leverkusen ein echter Härtetest mit einem hochkarätigen Teilnehmerfeld. Internationale Paralympics-Sieger, nationale Spitzenathleten und Nachwuchssportler aus dem olympischen und paralympischen Bereich sind am 9. Juni beim Integrativen Sportfest gemeinsam am Start.
Angeführt werden die Startlisten von den heimischen Para-Sportlern wie dem zweimaligen Paralympics-Sieger Heinrich Popow in seiner Abschiedssaison, 400-Meter-Weltmeisterin Irmgard Bensusan und Johannes Floors, Dreifach-Weltmeister von 2017. Nach einer Saison ohne Freiluft-Wettkampf wollen auch die Staffel-Paralympics-Sieger David Behre und Felix Streng wieder mitmischen.
Darüber hinaus kommen weitere nationale und internationale Paralympics-Sieger und Weltmeister aus dem Para-Bereich – und ein Junior-Team aus Wales, das eigens für das Integrative Sportfest anreist. So haben sich nicht nur Kugelstoß-Paralympics-Sieger Niko Kappel und Speerwerfer Mathias Mester angekündigt, sondern zu Heinrich Popows letztem Sportfest gleich eine Vielzahl an langjährigen Rivalen wie der Japaner Atsushi Yamamoto, der mit neun weiteren japanischen Athleten kommt, die Briten Richard Whitehead und Luke Sinnott oder der dänische Weitsprung-Weltmeister Daniel Wagner, der bei den vergangenen Paralympics in Rio zudem Silber hinter Popow geholt hatte.
Bei den Frauen wird Irmgard Bensusan über 400 Meter letztmals eine Top-Zeit anstreben, da die Strecke für die Spiele in Tokio 2020 in ihrer Startklasse nicht mehr paralympisch sein wird. Auch Weitsprung-Weltmeisterin Stefanie Reid hat schon gemeldet. Zudem werden Bayer-Athleten oder andere Sportler aus dem olympischen Bereich starten, so konnten beispielsweise Weitspringer Alyn Camara, Mittelstrecklerin Konstanze Klosterhalfen oder Hochspringer Mateusz Przybylko in den vergangenen Jahren in inklusiver Atmosphäre starke Leistungen liefern.
„Im Prothesenbereich werden wir eines der stärksten Felder haben, die es in diesem Jahr im Wettkampfkalender gibt“, sagt Jörg Frischmann, Parasport-Geschäftsführer beim TSV Bayer 04 Leverkusen: „Wir hoffen, dass die Athleten wie in der Vergangenheit an ihre Bestleistungen herankommen und vielleicht sogar den ein oder anderen Rekord knacken können.“
Para Leichtathletik: Bensusan verbessert Weltrekord
Sprinterin Irmgard Bensusan hat ihren eigenen Weltrekord über 200 Meter in der Startklasse T44 verbessert. Beim internationalen Meeting in Osterode lief die 27-Jährige vom TSV Bayer 04 Leverkusen nach 26,53 Sekunden ins Ziel und unterbot damit ihre Zeit aus dem Jahr 2015. Ein toller Erfolg ist auch Rennrollstuhlfahrer Alhassane Baldé gelungen, der sich den 15 Jahre alten deutschen Rekord von Robert Figl über 800 Meter schnappte.
„Endlich nach drei Jahren wieder schneller, ich bin sehr glücklich“, jubelte Irmgard Bensusan nach ihrem Weltrekord-Lauf in Osterode. Die alte Bestmarke hatte sie selbst im März 2015 in Südafrika aufgestellt, nun war sie mit 26,53 Sekunden noch einmal elf Hundertstel schneller. Und sieht noch mehr Potenzial. „Über manche Sachen habe ich mich bei dem Lauf noch etwas geärgert, doch das zeigt mir auch, dass noch mehr möglich ist“, betont Bensusan und fügt hinzu: „Ich bin gut in Form und gespannt, was ich in dieser Saison noch erreichen kann. Ich freue mich auf die Europameisterschaften in Berlin.“ Die nächste Chance für schnelle Zeiten hat die dreifache Silbermedaillengewinnerin der Paralympics 2016 beim Integrativen Sportfest in Leverkusen am Samstag, 9. Juni. Dann geht die 27-jährige Leichtathletin auch als amtierende Weltmeisterin über 400 Meter an den Start.
Ebenfalls dabei sein werden auch die Teamkollegen Johannes Floors, Heinrich Popow, Markus Rehm und Johannes Bessell sowie Niko Kappel vom VfL Sindelfingen, die ebenfalls allesamt am Wochenende überzeugten. Floors sprintete über 200 Meter in 21,55 Sekunden bei den beidseitig Oberschenkelamputierten zur Weltjahresbestleistung, Popow (Oberschenkelamputation) gelang bei seinem Comeback nach einem Jahr ohne Wettkampf mit 5,93 Meter im Weitsprung der beste Saisoneinstieg seit vier Jahren und Markus Rehm (Unterschenkelamputation) sprang bei der Golden Fly Series in Innsbruck vier Mal über acht Meter und im letzten Versuch zur Tagesbestbestweite von 8,15 Metern. Außerdem lief Johannes Bessell über 800 Meter in 2:06,04 Minuten zum deutschen Rekord in der Klasse T46 und Paralympics-Sieger Niko Kappel stieß die Kugel in Osterode mit 13,45 Metern zur Weltjahresbestweite.
Alhassane Baldé schnappt sich 15 Jahre alten deutschen Rekord
Für ein Ausrufezeichen hat auch Alhassane Baldé in Nottwil (Schweiz) gesorgt. Nach dem deutschen Rekord über 1500 Meter in 2:59,24 Minuten schnappte sich der Rennrollstuhlfahrer des SSF Bonn auch die Bestmarke über 800 Meter. Beim Kräftemessen der Weltelite und beim Weltrekord des Briten Richard Chiassaro (1:30,35) verbesserte Baldé den 15 Jahre alten deutschen Rekord von Robert Figl um mehr als zwei Sekunden auf 1:31,03 Minuten. Das bedeutete für den querschnittgelähmten 32-Jährigen Rang drei in einem hochkarätigen Teilnehmerfeld. „Es ist nochmals eine Wahnsinns-Entwicklung in unserem Sport erfolgt. Junge Leute wie der Amerikaner Romantschuk oder der Brite Chiassaro bringen selbst erfahrene Top-Athleten wie Marcel Hug oder Kenny van Wheegel an ihre absoluten Grenzen, das ist unglaublich. Ich hoffe, dass ich da noch einige Zeit mithalten kann. Mein neuer Rennrollstuhl erwies sich nach den Tests als sehr kurvenstabil und wird jetzt mein ständiger Begleiter, auf dem ich weiter an meiner EM-Form feilen will“, berichtete Alhassane Baldé.