Para Judo-EM: Nikolai Kornhaß führt die Weltrangliste an und möchte auch bei den Europameisterschaften eine Medaille – und seine positive Entwicklung auf dem Weg zu den Paralympics fortsetzen
Vom 26. bis 28. Juli finden in Genua (Italien) die Europameisterschaften im Para Judo statt. Mit dabei: Der Weltranglistenerste Nikolai Kornhaß, der sich inzwischen zum Aushängeschild der deutschen Para Judo-Nationalmannschaft entwickelt hat. Der 26-jährige Bronzemedaillengewinner von Rio 2016 möchte an seine jüngsten Erfolge anknüpfen und auch bei der anstehenden EM einen Medaillenplatz erreichen. Insgesamt reist das deutsche Team mit acht Athletinnen und Athleten nach Italien. Die kontinentalen Meisterschaften sind gleichzeitig ein weiteres Qualifikationsturnier für die Paralympics 2020.
Erst vor wenigen Wochen ist Judoka Nikolai Kornhaß mit einem Sieg in der Klasse bis 73 Kilogramm von einem hochkarätig besetzten Turnier in den USA zurückgekehrt und führt dadurch nun sogar die Weltrangliste an. „Ich habe meine Chance genutzt“, sagt der gebürtige Augsburger, der vom Bundesministerium der Verteidigung gefördert wird, rückblickend. Besonders erfreulich: Durch dieses Ergebnis ist dem sehbehinderten Athleten die Tokio-Qualifikation nicht mehr zu nehmen. Entsprechend ist sein Fokus mittlerweile voll und ganz auf die Paralympics im kommenden Jahr gerichtet. Da sind die Europameisterschaften eher eine Zwischenstation. „Über eine Medaille würde ich mich natürlich sehr freuen, aber ich möchte mich vor allem auch weiterentwickeln“, erklärt Kornhaß seine Ziele für die anstehende EM – und hat dabei stets Tokio im Hinterkopf.
Auf ein mögliches Duell schaut der Silbermedaillengewinner bei der EM 2017 dabei ganz besonders: Der starke Ukrainer Rufat Mahomedov wird voraussichtlich ebenfalls antreten. Dieser ist einer seiner größten Konkurrenten, doch zuletzt konnte Kornhaß ihn überraschend bezwingen. So soll es auch beim nächsten Aufeinandertreffen geschehen. „Für mich sind die kommenden Wettkämpfe gut, um meine Konkurrenz besser kennenzulernen und mich auf diese immer gezielter einstellen zu können“, erklärt der Athlet vom 1. Mannheimer JC.
So will er auch die restlichen Qualifikationsturniere als Vorbereitung auf die Paralympics nutzen. Daneben stehen zudem im kommenden Jahr mehrere Trainingslager an. Eins davon sogar in Japan. Durch das Projekt „Host Town Initative“ wird der erfolgreichen deutschen Para Judo-Nationalmannschaft derzeit jährlich eine mehrwöchige Reise nach Japan ermöglicht, um dort zu trainieren und für die Paralympics zu werben. Bevor es dann schließlich in Tokio auf Medaillenjagd geht, will Kornhaß zuvor noch seinen Bachelorabschluss in Sonderpädagogik machen. Danach sind dann wirklich alle Augen auf die Paralympics gerichtet.
Mit bei den Europameisterschaften sind auch die Zwillingsschwestern Carmen und Ramona Brussig. Vize-Weltmeisterin Ramona Brussig hat sich einen Kreuzbandanriss zugezogen. Sie wird bei der EM dennoch kämpfen und sich erst danach einer Operation unterziehen, um bei den Spielen in Japan, für welche auch sie bereits qualifiziert ist, wieder topfit zu sein. Carmen Brussig wird in der Klasse bis 48 Kilogramm weiterhin um wichtige Punkte für die Paralympics-Qualifikation kämpfen.
Eine gute Chance auf ein Ticket für Tokio hat auch Nachwuchsathlet Danie Goral. Der 19-Jährige wird sich in der Klasse bis 90 Kilogramm der Konkurrenz stellen. In derselben Klasse werden seine Teamkameraden Marc Milano und Tim Meiss ebenfalls an den Start gehen. Meiss holte zuletzt Silber bei den European Paralympic Youth Games. In der Klasse bis 100 Kilogramm will Oliver Upmann nach seinem dritten Platz beim Weltcup in Baku weiterhin die Qualifikation für Tokio angreifen. Ebenfalls die deutschen Farben vertreten wird Schugga Nashwan in der Klasse bis 60 Kilogramm. Alle Athletinnen und Athleten wollen bei den Europameisterschaften weiter möglichst viele Punkte auf dem Weg zu den Paralympics sammeln. Ein weiterer Stopp auf dem Weg nach Tokio also.
Quelle: Kim Uhlendorf
Das deutsche EM-Aufgebot:
Carmen Brussig (42, Leipzig, PSV Schwerin), Ramona Brussig (42, Leipzig, PSV Schwerin), Daniel-Rafael Goral (19, Hamburg, SSG Blista Marburg), Nikolai Kornhaß (26, Augsburg, 1. Mannheimer JC), Tim Meiss (21, Duisburg, SSG Blista Marburg), Marc Milano (26, Volkmarsen, 1. Mannheimer JC), Schugga Nashwan (21, Sanaa, SSG Blista Marburg), Oliver Upmann (31, Ibbenbüren, 1. Mannheimer JC).