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Para Kanu-WM: Edina Müller gewinnt sieben Monate nach der Geburt ihres Sohnes sensationell Silber – Insgesamt drei Silbermedaillen und mindestens drei Quotenplätze für Tokio 2020 für das deutsche Team

Foto: Angelika Kriszka Edina Müller konnte ihr Glück ein Jahr und einen Tag vor Beginn der Paralympics selbst kaum fassen. WM-Silber gewonnen, das Tokio-Ticket gelöst – und das nur sieben Monate nach der Geburt ihres Sohnes Liam. Damit hat die querschnittgelähmte 36-Jährige den Abschluss der Para Kanu-Weltmeisterschaften im ungarischen Szeged gekrönt. Insgesamt freute sich das deutsche Team über drei Silbermedaillen und mindestens drei Quotenplätze für die Paralympics 2020.

Edina Müller war nach dem Rennen überglücklich. Die Athletin des Hamburger KC kam nach 56,97 Sekunden als Zweitschnellste ins Ziel, musste sich in der paralympischen Startklasse Kl 1 nur der Ukrainerin Maryna Mazhula geschlagen geben. „Ich bin sofort ins Rennen gekommen, hatte einen tollen Start“, sagt Müller, die sich schon früh auf Position zwei schob und diesen Rang nicht mehr hergab. Damit setzte sie gut ein Jahr vor den Paralympics ein Ausrufezeichen: Edina Müller ist nach der Babypause zurück in der Weltspitze, hat den Spagat als Mama und Leistungssportlerin auch dank der Unterstützung ihres Umfeldes geschafft. Gemeinsam mit Heimtrainer Arne Bandholz bereitete sie sich akribisch auf die WM vor – und belohnte sich vor zahlreichen Zuschauern in der ungarischen Kanu-Hochburg selbst.

Das freut auch Bundestrainer André Brendel: „Edina ist ein ganz starkes Rennen gefahren. Sie hat von Anfang an die Ukrainerin Mazhula, immerhin Weltmeisterin 2018, unter Druck gesetzt. So nach der Pause wieder zurückzukommen, zeigt, wieviel Potential noch in ihr steckt im Hinblick auf die Paralympics 2020 in Tokio“, lobt Brendel seine ehrgeizige Athletin. Dafür sammelte Müller in Szeged, wo parallel auch die Wettbewerbe der Kanuten ohne Behinderung stattfanden, mächtig Selbstvertrauen und Motivation. In Tokio strebt sie ihre vierte Paralympics-Teilnahme an. Bislang holte die 36-Jährige als Rollstuhlbasketballerin 2008 Silber und vier Jahre später Gold, als Para Kanutin gewann sie 2016 Silber – und 2020? Edina Müller befindet sich auf einem sehr guten Weg, das hat sie in Ungarn eindrucksvoll bewiesen.

Silber auch für Peter Happ und Esther Bode

Zudem durften auch Peter Happ (VfK Wuppertal) und Esther Bode (Hallescher KC 54) nach spannenden Rennen über Silbermedaillen in der nicht-paralympischen Startklasse Vl 1 jubeln. Weitere Quotenplätze für die Paralympics in Tokio holten Katharina Bauernschmidt, die in der Startklasse Vl 2 im Va’a auf einem hervorragenden fünften Platz landete, sowie Tom Kierey. „Es ist alles so gelaufen wie ich es mir erhofft habe. Die Bedingungen waren super. Ich habe meine beste Leistung abrufen können“, berichtet Bauernschmidt.

Kierey, Silbermedaillengewinner von Rio 2016, wurde im Kajak-Finale Achter. „Tom hat sich gut verkauft und den Quotenplatz erreicht. Der Trainingsrückstand durch die berufsbedingte Pause war in der schnellsten aller Startklassen nicht kurzfristig wettzumachen“, sagt André Brendel und fügt an: „Doch im kommenden Jahr kann sich Tom im Betrieb freistellen lassen kann, um sich voll auf die Paralympics zu konzentrieren.“ Der Athlet vom KC Borussia Berlin musste im Zuge seiner Ausbildung als Bootsbauer nicht nur eine Wettkampfpause einlegen, sondern konnte zudem nur noch mit reduziertem Umfang trainieren – doch bei der WM deutete Kierey sein Potenzial bereits wieder an.

Nicht zufrieden war Ivo Kilian mit Platz neun in der Startklasse Kl 2, der Athlet vom Halleschen KC 54 hatte sich mehr erhofft. „Ich ärgere mich sehr, dass ich nicht an die Zeiten aus Vorlauf und Halbfinale anknüpfen konnte“, sagt Kilian. Damit verpasste er auch einen Quotenplatz für Tokio diesmal knapp. Möglicherweise hat neben den drei sicheren Tokio-Tickets Anja Adler noch einen Startplatz gelöst mit dem achten Platz im Finale der Startklasse Kl 2. Klarheit darüber wird es in den kommenden Tagen nach Erscheinen der internationalen Rangliste geben. WM-Debütantin Felicia Laberer erreichte zudem das B-Finale. Weitere Chancen auf die Paralympics-Qualifikation gibt es 2020 bei den Para Kanu-Weltmeisterschaften, die wie schon 2016 in Duisburg stattfinden werden.

Bundestrainer André Brendel war mit dem Abschneiden seiner Athletinnen und Athleten absolut einverstanden: „Insgesamt bin ich sehr zufrieden. Wir haben mehr erreicht, als noch im Frühjahr zu erwarten war. Alle haben hervorragend trainiert und bei der WM ihre Leistungen abgerufen. Bereits zum jetzigen Zeitpunkt drei oder sogar vier Quotenplätze sicher zu haben, erleichtert die Vorbereitung auf die nächste Saison und die Paralympics natürlich sehr.“ In Rio waren mit Edina Müller, Tom Kierey und Ivo Kilian drei deutsche Para Kanuten am Start.

Hier finden Sie den Vorbericht über Edina Müller.

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