Denise Grahl holt sich über 50 Meter Freistil Bronze – Deutsche Mannschaft sorgt für zahlreiche Rekorde in London
Im Eingangsbereich der Schwimmer im Londoner Aquatics Center geht es häufig drunter und drüber. Athleten verschiedenster Nationen strömen durcheinander ins innere der Sportstätte. Teambetreuer wenden sich in teilweise in größter Hektik an die freundlichen englischen Volunteers, die am Informationsstand angestrengt Gelassenheit und Ruhe ausstrahlen. Um die Gespräche am Infopoint nicht zu stören, halten sich die Teilnehmer an den Para Schwimm-Weltmeisterschaften gerne links. Dort steht eine Flipchart, auf die an jedem Tag eine neue, aufmunternde Botschaft geschrieben wird. An diesem Sonntag weist die Tafel in Rot darauf hin, dass der letzte Tag der WM anstehe. In Grün steht: „Es gibt kein schöneres Souvenir als eine Medaille – also ab ins Becken und holt euch eine!“ Denise Grahl, die am Samstag genau dies getan hatte und sich Silber über die 100 Meter Freistil in der Startklasse S7 erschwamm, bestritt am Sonntag ihre Lieblings-Disziplin: die 50 Meter Freistil. Und auch hier sicherte sich die Schwimmerin vom Hanse SV Rostock ein glänzendes Souvenir: Nach 33,38 Sekunden schlug Grahl an und sicherte sich so Bronze – die sechste Medaille für das deutsche Team. Gold und Silber gingen an die US-Amerikanerinnen Mallory Weggemann (32,22 Sekunden) und Coan McKenzie (32,52 Sekunden). „Mit meiner Zeit war ich jetzt - ähnlich wie gestern - nicht ganz zufrieden. Dennoch habe ich zwei Medaillen geholt. Ich denke, das wird erst noch ein paar Wochen dauern, bis ich das realisiert habe und mich dann auch wirklich freuen kann“, sagte Grahl nach der Siegerehrung.
Josia Topf, der am Samstag bereits zwei neue deutsche Rekorde über 150 Meter Lagen und 50 Meter Freistil in der Startklasse S3 aufgestellt hatte, legte am letzten Wettkampftag der WM nochmals eine deutsche Bestzeit nach. Der 16 Jahre alte Erlanger schwamm die 200 Meter Freistil in 4:11,75 Minuten und wurde so starker Zehnter.
DER Mann für Rekorde im deutschen Team war Malte Braunschweig: Der Athlet des Berliner Schwimmteams startete insgesamt in vier Disziplinen, in jedem seiner Rennen stellte er eine neue deutsche Bestzeit in der Startklasse S9 auf. Am ersten (100 Meter Freistil), zweiten (100 Meter Rücken) und dritten Wettkampftag (100 Meter Schmetterling) legte er einen Rekord-Hattrick hin. Am Sonntag schnappte sich der 19 Jahre alte Schwimmer über 50 Meter Freistil auch seine vierte Bestzeit: Mit 26,75 Sekunden landete der Berliner auf Platz 14. „Vier Starts, vier deutsche Rekorde – besser konnte es nicht laufen“, brachte es Braunschweig nach seinen 50 Metern Freistil auf den Punkt.
Wie Braunschweig startete auch Gina Böttcher erstmals bei einer WM. Die Schwimmerin vom SC Potsdam sorgte dabei ebenfalls für einige Bestmarken: In der Startklasse S4 stellte die 18-Jährige einen neuen Europarekord über 50 Meter Schmetterling (49,71 Sekunden) auf, über 150 Meter Lagen (3:17,55 Minuten) gelang ihr eine neue persönliche Bestzeit. Am letzten Wettkampftag legte Böttcher nochmals nach und erschwamm sich über 50 Meter Brust ihre nächste persönliche Bestmarke: Mit 1:19,70 Minuten wurde die Deutsche Zehnte.
Taliso Engel, der sich am Donnerstag über 100 Meter Brust in der Startklasse S13 überraschend Gold holte, belegte am siebten Wettkampftag Rang zwölf über 50 Meter Freistil. Der 17 Jahre alte Weltmeister der SG Bayer aus Leverkusen benötigte 26,12 Sekunden – eine neue persönliche Bestzeit, über die der Nürnberger sich freuen konnte.
Die beiden weiteren deutschen Weltmeisterinnen, Elena Krawzow (25, Berliner Schwimmteam, Gold über 100 Meter Brust in der Startklasse S12) und Verena Schott (30, BPRSV e.v. Gold über 100 Meter Rücken in der Startklasse S6 sowie Silber über 100 Meter Brust in der Startklasse SB5) bestritten am Sonntag keine Wettkämpfe mehr.
Johannes Weinberg, der am dritten Wettkampftag in der Startklasse 11 einen neuen deutschen Rekord über die 100 Meter Brust aufstellte (1:19,80 Minuten), landete am Sonntag über 400 Meter Freistil auf dem 16. Rang. 5:47,76 Minuten brauchte der Oberstdorfer vom TV 1860 Immenstadt bis zum Anschlag.
Mira Jeanne Maack, mit 15 die jüngste Schwimmerin im deutschen Team, war am zweiten Wettkampftag ebenfalls Großes gelungen: Die Athletin vom Berliner Schwimmteam verbesserte ihren eigenen deutschen Rekord bei ihrem ersten WM-Finale über 100 Meter Rücken in der Startklasse S8: Nach 1:23,95 Minuten war die Berlinerin im Ziel und wurde Sechste. Auch sie nahm am letzten Wettkampftag an keinem Rennen mehr teil.
Peggy Sonntag schaffte es über 100 Meter Freistil in der Startklasse S5 auf den 12. Platz: Die 20-Jährige, die für den BPRSV startet, war nach 1:39,89 Minuten im Ziel und stellte damit eine neue Saisonbestleistung auf.
„Mit dieser Weltmeisterschaft können wir sehr zufrieden sein, wir haben geholt, was man holen konnte“, sagte die Bundestrainerin Ute Schinkitz. „Von unseren 15 Sportlern waren elf davon Erststarter bei einer WM – das lässt positiv in die Zukunft blicken.“ Für einige der jungen deutschen Schwimmer könne es bereits bei den Paralympics 2020 in Tokio Chancen auf Medaillen geben, „andere, vor allem die ganz jungen, werden später ihre Erfolge feiern – wenn sie weiterhin täglich hart an sich arbeiten.“
Die deutschen Medaillen in der Übersicht:
3xGold: Elena Krawzow (100 Meter Brust, Startklasse S12), Taliso Engel (100 Meter Brust,
Startklasse S13), Verena Schott (100 Meter Rücken, Startklasse S6)
2xSilber: Verena Schott (100 Meter Brust, Startklasse SB5), Denise Grahl (100 Meter Freistil, Startklasse S7)
1xBronze: Denise Grahl (50 Meter Freistil, Startklasse S7)
Rekorde:
2 Europarekorde
14 Deutsche Rekorde
Von den 15 Schwimmern schafften es 14 in mindestens ein WM-Finale