Nach Birgit Kober am Vormittag gewinnt Doppel-Weltmeisterin Irmgard Bensusan auch über 100 Meter Gold bei der Para Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Dubai
Dubai, 12. November 2019. Irmgard Bensusan ist die Sprintkönigin der Para Leichtathletik-Weltmeisterschaft von Dubai (Vereinigte Arabische Emirate): Nach ihrem knappen Sieg über 200 Meter siegt sie auch über 100 Meter. Ihre 17-jährige Leverkusener Teamkollegin Nele Moos wird Siebte über 100 Meter. Phil Grolla landet bei seinem WM-Debüt in einem hochklassigen Starterfeld auf Rang acht über 100 Meter.
„Ich wusste, dass die anderen Mädels stark sind, aber ich wusste auch, dass ich stark bin“, sagte Irmgard Bensusan, nachdem sie über 100 Meter der Klasse T64 in 12,86 Sekunden Gold gewonnen und ihre niederländischen Konkurrentinnen Marlene van Gansewinkel und Kimberley Alkemade hinter sich gelassen hatte.
„Ich bin einfach glücklich. Ich hatte ja nichts zu verlieren, mein Gold hatte ich ja. Und mein Trainer hat gesagt, ich soll mir vorstellen, dass ein Löwe hinter mir her ist und mir in den Arsch beißen will. Also bin ich gelaufen“, sagte die geborene Südafrikanerin: „Ich hätte nie gedacht, dass ich hier unter 13 Sekunden laufen kann.“
Selbst die Unruhe im Vorfeld hatte sie nicht beeinträchtigt: Nach dem Vorlauf am Vormittag war die Spanierin Sara Andres Barrio wegen eines vermeintlichen Fehlstarts disqualifiziert worden. Drei Mal wurden die Bahnen gewechselt, am Ende durfte sie starten. „Es war sehr unruhig, die anderen sind ständig angekommen und wollten Minuten vor dem Rennen darüber reden. Aber ich habe das abgeblockt und nichts an mich rangelassen, mein Ding gemacht“, sagte Bensusan, die in London 2017 über 400 Meter schon einmal Gold gewonnen hatte und ihren rechten Fuß „Schluffi“ nennt. Das Internationale Paralympische Komitee strich die Strecke jedoch aus dem Programm, jetzt ist Bensusan Doppel-Weltmeisterin über die verbliebenen Distanzen.
Trainer Karl-Heinz Düe, der neben Irmgard Bensusan mit Léon Schäfer und Johannes Floors jetzt schon vier Goldmedaillen gewonnen hat, sagte auf die Frage, warum die Leverkusener Athleten so erfolgreich sind: „Das habe ich mich auch oft gefragt. Es gibt keine Geheimnisse mehr, aber ich denke, dass es darauf ankommt, dass ich auf den Menschen eingehe, dass man sie richtig kennt. So kann man auch steuern und sie motivieren, dass sie zum Highlight topfit sind und das ist mir meistens gelungen.“
Als Bensusans 17-jährige Bayer-Teamkollegin Nele Moos dann lief, wartete sie an der Strecke auf sie, um zuzuschauen. In 13,90 Sekunden der Klasse T38 blieb sie etwas unter ihren Erwartungen, sagte aber nach ihrem Sprint-Debüt bei einer Weltmeisterschaft lachend: „Ich bin ins Ziel gekommen, vielleicht wäre mehr gegangen, aber ich war schon sehr nervös, weil wir drei Mal wieder aus dem Startblock mussten.“ Moos wird am Mittwoch noch über 200 Meter und am Donnerstag auch in der 4x100-Meter-Universalstaffel laufen.
Der zweite WM-Debütant Phil Grolla hatte sich in einer der stärksten Startklassen, der T47, durch Vorlauf und Halbfinale über 100 Meter gekämpft. Im Endlauf sprintete er 11,16 Sekunden, eine gute Zeit, die er bislang nur im Vorlauf mit 11,11 Sekunden unterboten hatte. „Ich habe den Start verschlafen“, sagte der 18-Jährige vom VfL Wolfsburg, der wertvolle Erfahrungen für die Zukunft sammelte und sein Ziel Finale erreichte: „Danach wurde es ganz gut.“ Den Sieg holte sich der Brasilianer Petrucio Ferreira dos Santos, der im Vorlauf mit seiner Weltrekordzeit zum schnellsten paralympischen Sprinter aller Zeiten geworden war.
Bereits am Vormittag hatte Birgit Kober im Kugelstoßen Gold gewonnen, Juliane Mogge erkämpfte sich im gleichen Wettbewerb einen der wertvollen Qualifikations-Slots für die Paralympics 2020 in Tokio.
Am Mittwoch hat vormittags Paralympicssieger Sebastian Dietz gute Medaillenchancen, am Abend bildet der Weitsprung mit Markus Rehm und Felix Streng eines der Highlights der Weltmeisterschaften. Außerdem kämpfen Thomas Ulbricht im Weitsprung, Alhassane Baldé über 5000 Meter, Nicole Nicoleitzik über 100 Meter und Nele Moos über 200 Meter um Qualifikationsplätze für Tokio. Für Weitsprung-Weltmeister Léon Schäfer steht dann noch der Vorlauf über 100 Meter an.
Nach Tag sechs hat das deutsche Team nun fünf Gold-, eine Silber- und eine Bronzemedaille auf dem Konto.